Noch 21 Tage bis zum Eurovision Song Contest 2024

San Marino Probe 2 und Pressekonferenz: Senhit und ihr Double

13. Mai 2021 Markus Herrmann

Wie sehr Senhit nach ihrer ESC-Teilnahme 2011 auf eine Wiederholung dieses Abenteuers gewartet hatte, konnte man in jeder Sekunde ihres Probenauftritts spüren und sie genoss sichtlich jede Sekunde.

Zu Beginn trug sie wieder den überdimensionalen barocken Kopfschmuck, der ihr alsbald von den vier Begleittänzern, welche mit Schutzanzügen, Schutzmasken und roten Stiefeln wie Außerirdische wirkten, abgenommen wurde. Auf dem Kopfschmuck war der Name des weltberühmten US-Rappers Flo Rida zu lesen. Im Vorfeld wurde angekündigt, dass er Senhit mit seinen Rapp-Einlagen auf der großen ESC-Bühne begleiten werde. An einer Stelle des Auftritts begrüßte die Sängerin das Hallenpublikum in Rotterdam und schrie auch den Namen Flo Rida. Als der rappende Teil des Liedes begann, betrat aber ein Double die Bühne und sang mit Senhit. Es bleibt also spannend, ob der berühmte Rapper selbst nächste Woche Donnerstag bei der Liveshow den Auftritt San Marinos vervollständigt. Sein Name auf Senhits Kopfschmuck und der Ruf seines Namens lassen es aber stark vermuten.

Gesangliche und tänzerische Patzer waren bei der zweiten Probe keine festzustellen. Senhit geht so richtig auf bei der Darstellung von “Adrenalina” und könnte den Reaktionen der Fangemeinde nach zu urteilen, zum bislang besten Ergebnis des Zwergstaates beim Eurovision Song Contest führen.

Auch bei der anschließenden Pressekonferenz, bei der Senhit anfänglich ihren Kopfschmuck trug, war der prominente Rapper ein Hauptthema. Sie erschien in Begleitung des Pressesprechers und ihren vier Tänzerinnen und Tänzer, welche nach Abnahme der Masken sich als zwei Frauen und zwei Männer herausstellten. Der Kopfschmuck wurde abgenommen, auf einem Platz der Theke abgestellt und als fiktiver Flo Rida präsentiert.

 

Auf mehrfache Nachfrage, ob nun tatsächlich der US-Rapper nächste Woche mit auf der Bühne hier auftreten wird, war der sympathischen und lustigen Sängerin und ihrem Team lediglich zu entlocken, dass sie mit dem Rapper via Onlinemeetings in engem Kontakt stehe, er sich sehr über die Einladung zum ESC freue und es nächste Woche eine sehr große Überraschung geben würde.

 

Die zweite Probe sei um einiges besser verlaufen und man sei optimistisch, einen sehr guten Auftritt am Donnerstag abzuliefern. Auf ihre eritreische Herkunft angesprochen, und ob Senhit auch Lieder in dieser Sprache singen würde, gab die Sängerin zu, zwar eritreisch ganz gut zu verstehen, aber selber kaum ihre Herkunftssprache sprechen könne. Sie habe sich aber als Ziel gesetzt, die Sprache intensiv zu lernen.

 

Fotos: EBU, Reinhard Ehret und Screenshots aus der Pressekonferenz

Malta Probe 2: Reicht ein neues Outfit und mehr Dynamik fuer Destinys ESC-Sieg?

13. Mai 2021 Marc Gehring

Der große Favorit der Buchmacher und der OGAE-Fanclubs auf den Sieg strauchelte etwas in Probe 1 und verlor zumindest bei den Buchmachern aktuell die Pole Position. Wie wirkt sich das auf Probe 2 aus? Gibt es Veränderungen?

Team Malta möchte auf jeden Fall den ersten Sieg beim ESC auf die sonnige Mittelmeerinsel holen. Und Sängerin Destiny Chukunyere bringt dazu alles mit, was es braucht: viel Wettbewerbserfahrung (z.B. X Factor, Junior ESC) und eine Wahnsinnsstimme. Gecoacht wurde sie bei X Factor von keiner Geringeren als der maltesischen ESC Legende Ira Losco – was kann da also noch schief gehen?

Malta: Destiny – Probe 2 (Foto EBU Andres Putting)

Die schmissige Uptempo-Nummer “Je me casse” mit Charleston-Elementen stammt aus der Feder von Amanuel Dermont, Malin Christin, Nicklas Eklund und Pete Barringer. Letzterer trat beim ESC auch schon mal in Erscheinung beim tschechischen Beitrag von 2017 “My Turn”.

Als Stage Director wurde Sacha Jean-Baptiste engagiert, die 2021 auch für die Schweiz, Albanien und Schweden zuständig ist. Auf der Bühne steht ein großes Podest mit Showtreppe. Auf dem Podest sehen wir Stangen, die an Ballett oder Turnen erinnern. Sicher soll das eine Anspielung auf das Thema “Female Empowerment” sein – man kann so sein wie man ist und muss keine Ballett-Tänzerinnen-Figur besitzen.

Malta: Destiny – Probe 2 (Foto EBU Andres Putting)

Zusammen mit Destiny stehen vier Tänzerinnen in schrillen pinken Outfits auf der Bühne: Jennifer Pacaanas, Kim Pastor, Milena Jacuniak und Pauline Eddeborn. Sie sorgen für ordentlich Bewegung mit ihrer Choreografie und wirbeln phasenweise akkurat platziert vor 4 pinken Balken, sodass die Sihouetten zusehen sind.

Die Kritik nach Probe 1 scheint sich die maltesische Delegation zu Herzen genommen zu haben. Nach dem pinken Overkill in Probe 1 werden nun auch neue Farbakzente gesetzt. Auffällig ist Destinys neues schickeres silberfarbenes Kleid mit Fransen. Auch der Haarschmuck ist nun passend in Silber. Die Overknees sind zwar weiterhin in pink, aber sitzen höher und geordneter – ein Gummibund tut Wunder. Insgesamt zeigt Destiny nun weniger Haut, aber das Gesamtbild wirkt stimmiger und Destiny kommt im Reigen der Tänzerinnen besser zur Geltung.

Malta: Destiny – Probe 2 (Foto EBU Andres Putting)

Ein weiterer Schwachpunkt von Probe 1 war, dass die Dynamik des Uptempo-Songs nicht richtig transportiert wurde. Die pfiffigen Handbewegungen im Instrumentalteil und mit Split-Screen-Technik sind geblieben. Viel besser in Szene gesetzt sind nun die Knalleffekte im Brückenteil – wo es auch mal kurz dunkler wird. Da kommt nun Clubatmosphäre auf und es wirkt dynamischer. Bravo!

Wir bekamen in Probe 2 im Online Pressezentrum heute zwei Durchläufe serviert. Im letzten Durchlauf dann mit opulentem Goldregen zum Finale des Songs. Malta hat sich in Probe 2 verbessert und ist zurück im Rennen der Favoriten – aber reicht das wirklich für den ersten ESC Sieg? Es bleibt spannend.

Autor: Marc Gehring

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Goedemorgen aus Rotterdam zum 6. Probentag

13. Mai 2021 Frank Albers
Die Sonne strahlt über Rotterdam, zum ersten Mal blauer Himmel, und das am Vatertag. Wir wünschen Euch allen einen entspannten Feiertag.
Auch in den Niederlanden ist heute Feiertag, aber die Arbeit im Pressezentrum geht dennoch weiter. Auch werden die Schlangen am Presseeingang langsam immer länger.
Es erwartet uns heute der längste Probentag mit Malta (als Nachklapp aus dem 1. HF), den Teilnehmern des 2. HF von San Marino bis Serbien und dann ab 15:35 die BIG5 und die Niederlande. Freut Euch also auf Jendriks erste Probe um 16:15 Uhr. Wir sind alles schon sehr gespannt.
Alle Berichte zu den Proben und Pressekonferenzen unseres OGAE-Teams findet Ihr natürlich hier auf ogae.de
Viel Spaß!!

Interview mit Jendrik (Deutschland): Natuerlich fahre ich nach Rotterdam um Erster zu werden

12. Mai 2021 Marc Gehring

Am Donnerstag 13. Mai 2021 um 16:15 Uhr steht Deutschlands ESC-Hoffnung Jendrik zum ersten Mal in Rotterdam auf der Bühne und probt seinen Song “I Don’t Feel Hate“. Wir haben mit Jendrik im Vorfeld über seine Ziele, den deutschen Auswahl-Prozess, das Songwriting-Camp, sein Back-Up Video und den Postkartendreh gesprochen.

Wie fühlt es sich an, der Vertreter Deutschlands beim ESC zu sein?

Ich kann es immer noch nicht so richtig glauben, aber es ist ein großes Kompliment und eine große Ehre Deutschland zu vertreten.

Warst Du schon einmal in den Niederlanden?

Ich war schon in Arnheim bei einer Audition und in Amsterdam in Urlaub. Die Stadt mir ihren vielen Grachten hat mir super gut gefallen und ich hoffe, das wird in Rotterdam ähnlich sein.

Was erwartest Du Dir von der Zeit in Rotterdam?

Aufgrund der Einschränkungen wegen Corona habe ich mir jetzt keine zu hohen Erwartungen gemacht, sondern nehme es wie es kommt.

Was ist Dein Ziel für das Grand Final in Rotterdam?

Jeder fährt doch hin um zu gewinnen, oder? Mein Ziel ist es natürlich Erster zu werden, aber ein weiteres Ziel ist es, die Botschaft des Songs den Menschen nahe zu bringen. Wichtig ist auch die Grundidee des ESC, dass alle gemeinsam die Musik feiern, Spaß haben und auch das Thema Diversity gehört zum ESC.

Wie kamst du auf die Idee, Dich beim NDR für den ESC zu bewerben?

Also der ESC war schon immer mein Kindheitstraum. Und da ich nicht berühmt bin, hat mich natürlich niemand gefragt, ob ich teilnehmen will. Und verrückt wie ich bin, dachte ich mir, ich schreie es einfach mal in die Welt hinaus, dass ich gerne beim ESC teilnehmen mag und vielleicht hört mich ja jemand. Tja und dann hat jemand, der Kontakte zum NDR hat, mich tatsächlich auf Tik Tok und Instagram gesehen.

Wie ging es dann weiter?

Er wollte meinen ESC Song hören. Naiv wie ich bin, habe ich ihm “I Don?t Feel hate” einfach geschickt und ich hatte Glück! So landete ich tatsächlich in der ersten Runde und war im Rennen.

Deutschland: Jendrik (Foto NDR)

Das interne Auswahlverfahren in Deutschland ist ein gut gehütetes Geheimnis. Niemand weiß so genau, welche Künstler da alles teilnehmen. Nachdem Du als Sieger ausgewählt wurdest, durftest du ja erstmal nichts verraten. Wie schwer ist Dir das gefallen?

Also ich war selbst überrascht, dass das solange geheim bleiben konnte. Ich habe nur die engste Familie und Freunde eingeweiht, aber da hat wohl jeder dicht gehalten.

Welche internationalen ESC-Beiträge haben Dich geprägt?

Alexander Rybak und sein “Fairytale”. Da dachte ich mir: wow, ein cooler typ mit einer Violine kann den ESC gewinnen. Das hat mich beeindruckt.

Welche Botschaft steckt hinter ?I Don?t Feel Hate??

Wenn Dir jemand mit Hass begegnet, dann antworte nicht mit Hass zurück.

Z.B: wenn jemand sagt, ich hasse dich, weil Du schwul bist, dann antworte auf respektvolle Weise, dass man nicht jeden mögen muss, aber dass man das auch auf eine andere Art und Weise sagen kann, ohne den anderen zu verletzen.

Bekommst Du im Moment selbst Hassnachrichten?

Oh ja und nachdem ich jetzt etwas bekannter bin, werden es mehr. Zum Beispiel wenn mir jemand schreibt, ich wäre nichts wert. Ich habe aber auch schon früher in der Schulzeit den Hass gespürt. Ich war in der Loser-Klasse. Allerdings muss ich fairerweise auch zugeben, dass ich in der Schule selbst auch mal andere Mitschüler geärgert habe.

Du hast an einem Songwriting Camp teilgenommen. Was für Songs wurden für dich komponiert und was passiert nun mit ihnen?

Ich war beim Songwriting Camp in UK. Wir schrieben vier weitere Songs für mich und alle Songs waren irgendwie im Jendrik-Stil , aber doch unterschiedlich. Bei einem Song rappe ich. Dann gibt es einen Song mit Violine und einen sehr düsteren und mysteriösen Song. Ich würde die Songs aber sehr gerne in irgendeiner Form weiterverwenden und hoffe, ich bekomme vom Team die Erlaubnis.

Du hast ja schon in Litauen ein Back-Up-Video gedreht, das hoffentlich nicht zum Einsatz kommt. Wird es für den Auftritt in der Ahoy-Arena Änderungen im Vergleich zum Back-Up-Video geben?

Ja! Geplant ist, dass wir einen anderen LED Content verwenden und auch ein paar Kameraeinstellungen verändern.

Deutschland: Jendrik (Foto NDR)

Kannst Du uns etwas über Deine Postkarte, den Einspielfilm vor Deinem ESC Beitrag sagen?

Der Postkartendreh fand ebenfalls schon statt und da wir damals nicht in die Niederlande reisen durften, musste ich vor eine Black Box sitzen. Ich habe Ukulele gespielt, hatte gute Laune und habe in die Kamera gewunken. Bin echt gespannt was die daraus machen, vielleicht setzen sie mich ja virtuell auf einen Dinosaurier (lacht).

Wo du gerade die Ukulele erwähnst. Du hast sie fast überall dabei. Wie kam es dazu, dass du dich in das Instrument verliebt hast?

Das ist eine lustige Geschichte. Meine Schwester hat sich eine Ukulele zum Geburtstag gewünscht und auch geschenkt bekommen. Ich habe ihr dann die Ukulele vom Geschenketisch weggenommen und immer wieder damit gespielt. Meine Schwester hat das Ukulele spielen daher nie gelernt. In meiner Bachelor-Thesis habe ich ja sogar darüber geschrieben, dass es wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass Ukulele spielen glücklich macht.

Apropos glücklich. Lieber Jendrik, herzlichen Dank für das Interview und ganz viel Glück, Erfolg und Spaß für deinen ESC-Auftritt in Rotterdam.  Hast Du zum Abschluss des Interviews noch eine Message für die Fans?

Beschäftigt euch nicht zu sehr mit Hass oder welche Songs ihr nicht mögt. Ruft für euren Favoriten an und habt Spaß. Aber wenn ihr in eurer Top 10 noch einen kleinen Platz für mich und meinen Song habt, dann freue ich mich sehr, wenn ihr für mich votet.

Autor: Marc Gehring / Das Interview wurde per Skype geführt

 

ESC 2021: Franks Nachtgedanken zum 5. Probentag

12. Mai 2021 Frank Albers
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Kroatien Pressekonferenz: Abschalten, konzentrieren und bewusst atmen

12. Mai 2021 Sigi Doppler

Mit einer überdimensionalen rosa Schleife um ihre Hüfte gewickelt, kam die hübsche Kroatin Albina zur heutigen Pressekonferenz. Im Schlepptau hatte sie ihre vier Tänzer, mit denen sie ihren bunten Auftritt in der Ahoy-Arena auf die Bühne bringt. Stolz drehte sie sich einmal um ihre eigene Achse, deutete auf die riesengroße Schleife und gab den anwesenden Journalisten zu verstehen, dass sie zumindest für die Länge dieser Pressekonferenz ihnen allen als Geschenk gehört.

Zunächst aber überließ sie ihren vier Tänzern das Wort, die sich sogleich nacheinander selbst vorstellten. Alle vier waren sich einig, dass diese Bühne, auf der sie nun zusammen mit Albina stehen dürfen, die beeindruckendste, größte und schönste ist, die sie je betraten.

Dann übernahm Albina wieder das Wort. Eifrig wie ein Wasserfall erzählte sie, wie großartig es für sie ist, hier beim größten Popmusikwettbewerb der Welt dabei zu sein und wieviel Spaß sie bei allem hat. Leider, so sagte sie, können ihre Chorsänger, die ihr immer eine große Sicherheit geben, nicht mit ihr auf der Bühne stehen, was den Auftritt etwas schwieriger für sie macht. Dafür aber geben ihr ihre Tänzer die Kraft und die Energie, die sie für eine gute Aufführung benötigt.

Augenzwinkernd erzählte sie auch, dass für diesen Auftritt heute Extensions ins Haar eingearbeitet wurden, wodurch sie nun fast zwei Kilogramm Haare zusätzlich herumzutragen hat.

Nach ihren musikalischen Vorbildern gefragt, gab sie zur Antwort, dass der kroatische Sänger und Komponist Oliver Dragojevic, der auch aus ihrer Heimatstadt Split stammte, bis heute ihr Idol ist, obwohl er, wie sie traurig erzählte, 2018 verstarb. Von den internationalen Stars mag sie am liebsten Christina Aguilera, von der sie sich viel abgeschaut und gelernt hat.

Als sie gefragt wurde, ob es jemanden gibt, dem sie ihren Auftritt von Rotterdam gerne widmen würde, rief sie ganz euphorisch: “O ja, diesen Auftritt widme ich meiner Großmutter, die immer an mich geglaubt und mich ermutigt hat, den Weg auf die Bühne zu wagen.”

Nun kam die Frage, ob sie all ihre Konkurrenten und deren Lieder bereits kennenlernen konnte und auch dazu hatte sie eine klare Meinung: “Ja, ich kenne alle und habe mindestens drei Favoriten”. Dann nannte sie an erster Stelle den französischen Beitrag “Voilà”, danach den italienischen “Zita e buoni” und schließlich den russischen “Russian Woman”. Gleichzeitig räumte sie aber auch ein, dass die russische Interpretin Manizha hier in Rotterdam im selben Hotel wohnt, wie sie und dass die beiden sich durch eine gemeinsame Fahrstuhlfahrt, als dieser steckenblieb, angefreundet haben.

Auf die letzte Frage, ob sie ein Ritual hat, bevor sie auf die Bühne geht, antwortete sie ebenfalls ganz unbefangen und ehrlich: “Nein, hab ich nicht. Nur abschalten, konzentrieren und bewusst atmen. Dann klappt’s bestimmt.”

Fotos: Screenshots

Ukraine Pressekonferenz: Go_A sind guter Dinge

12. Mai 2021 Wolfgang Grube

Zu Beginn der Pressekonferenz erläutert die ukrainische Delegationsleiterin noch einmal das Fehlen von Kateryna am heutigen Probentag. Das EBU-Hygienekonzept sehe vor, dass auch bei leichtem Unwohlsein aus Sicherheitsgründen für alle ein PCR-Test vorgesehen ist. Diesen habe Kateryna heute morgen gleich gemacht und sie ruhe sich heute einfach aus. Für morgen erwarten alle ein negatives Testergebnis. Der Rest der Delegation ist wohlauf und guter Dinge.

Go_A waren mit der 2. Probe heute sehr zufrieden, irgendwie so noch mehr Energie freigesetzt worden. Alle Techniker hier vor Ort seien wahre Magier und hätten alle Erwartungen an die Umsetzung weit übertroffen.

Zwei Antworten helfen uns, noch mehr Einblick in die Inszenierung zu bekommen. Die runden Neon-Kreise, die die beiden Tänzer in den Händen haben, sind Cyber-Tamburins, mit denen der Frühling geweckt wird. Und ihre immer schneller werdenden Moves (und die der auf der Leinwand auftauchenden Cyberfiguren auch) symbolisieren im übertragenen Sinne den Weg aus der Vergangenheit in die Zukunft.
In der ersten Fassung war “Shum” 4 Minuten lang und es sei für Kateryna nicht leicht gewesen, den Text auf die 3-Minuten-Fassung anzupassen. Aber mit dem Ergebnis sind alle sehr zufrieden.

Erfolgsdruck aus der Heimat bekommen Go-A keinen, sie hoffen aber natürlich sehr, ihre Landsleute mit einem guten Ergebnis zu erfreuen.
Für die Band haben die eingeschränkten Freiheiten in Rotterdam auch ihr Gutes: sie bringen sich gegenseitig Neues bei und erarbeiten bereits neue musikalische Ideen.

 

Fotos: Screenshots Press Center

Aserbaidschan Pressekonferenz: immer im Auge

12. Mai 2021 Stefan Ball

Efendi in einem roten Kostüm zog mit ihrer Entourage auf der Pressebühne ein. Es ist eine der wenigen Pressekonferenzen, für die noch eine Dolmetscher benötigt wurde. Deren Bedarf, gerade für osteuropäische Künstler, ist in den letzten Jahren merklich gesunken.

Die erste Frage bezog sich auf aserbaidschanische Textzeile `?Yalan da men yanan da men yaman da men?. Es handelt sich dabei um einen in Aserbaidschan geläufigen Spruch um Liebe und Vertrauen. Wörtlich übersetzt es das Internet mit ?Ich lüge und ich brenne und ich bin böse?. Es ist eine Redewendung, die auf Mata Hari passt und deren Wesenskern erfasst.
Das Am Ende des Auftritts umherblickende Auge wird mit der Übersetzung des Titels (aus dem Indonesischen) als ?Auge der Sonne? erklärt.

Ein solches hat einem Gerücht zu Folge der norwegische Sänger TIX auf Efendi geworfen. Das hat sie angeblich auch schon mitbekommen, ihn aber noch nicht getroffen. Sollte sie ihm einmal persönlich gegenüber stehen, wer weiß was dann.
Überhaupt ist sie bisher erst einem Mitkünstler begegnet und zwar Eden aus Israel. Sie hofft aber, dass sich das in den nächsten Tagen noch ändern und sie dafür Zeit und Gelegenheit haben wird.
Dafür konnte die Delegation aus Baku gestern zumindest etwas von Rotterdam sehen, was ihr sehr gefallen hat, v.a. dass es so viele Bäume gibt und die Stadt so grün ist.

Wenn Efendi (Türkisch für Herr) die Wahl hätte zwischen ?Clepotra! oder ?Mata Hari? würde sie eher letzteres Titel wählen, auch wenn sie beide Lieder liebt. Letztes Jahr hat sie ihr ganzes Herz in den Pharaoninnentitel gesteckt, würde aber die Spionin bevorzugen, da es ihr momentaner Herzenstitel ist.
Als nächsten Titel könnte sie Superwoman nehmen, sie will aber nicht nur über starke Frauen der Geschichte singen, es gibt so viel mehr Themen. Hier und jetzt ist es aber Zeit für eine Botschaft über eine starke Frau. Hat sie sich mit der Russin abgesprochen?

Da der Song Contest in Aserbaidschan inzwischen sehr beliebt ist und es wirklich viele Künstler gibt, die daran teilnehmen wollen, ist es ein großes Glück gleich zweimal diese Chance bekommen zu haben.
Wenn Aserbaidschan als Finalist bekannt gegeben würde (wird?), dann teilt sie diese Freude mit ihrem Team, der erste Anruf ging aber an ihre Mutter und Familie.

Foto: EBU

Kroatien Probe 2: Futuristisch und hauteng

12. Mai 2021 Sigi Doppler

Langhaarig und superblond steht die hübsche Dora-Siegerin Albina auf der ESC-Bühne, während sie mit fahrigen Handbewegungen rote und blaue Blitze auf die Bühne zaubert. Unverändert zur ersten Probe ist ihr Outfit: Ein futuristisches, sehr eng anliegendes silbernes Kostüm, das einem Hochglanz-Body gleicht. Das lässt sicher darauf schließen, dass sie genauso auch während des Halbfinales auftreten wird.

Zunächst ist die Kamera nur auf sie alleine gerichtet, doch wie aus dem Nichts stehen durch einen raffinierten Trick plötzlich vier Tänzer neben ihr, die ebenfalls knappe silberne Gewänder tragen. Gemeinsam schwingen sie nun, meist in gerader Linie nebeneinander, das Tanzbein.

In der Mitte des Liedes wird Albina von den vier Jungs in die Höhe gestemmt und herumgetragen. Diese Szene wird natürlich sehr bildwirksam von einer Deckenkamera eingefangen. Ein anderes Bild zeigt Albina in fünffacher Ausfertigung neben sich selbst stehend, während sie singt und immer wieder ihre überlange blonde Mähne schüttelt.

Die zweite Strophe des Liedes “Tick-Tack” hat sie bei dieser Probe übrigens in ihrer Heimatsprache kroatisch gesungen. Es wäre wünschenswert, wenn sie das auch für den Auftritt beim Contest so beibehalten würde.

Musik und Tanz sind zwar wunderbar aufeinander abgestimmt, aber der Inhalt des Liedes, in dem sie sich von einer unglücklichen Beziehung befreien will, wird durch die Choreografie nicht verdeutlicht. Dancing Dancing, steht auf der LED-Wand, während der engagierte Auftritt, der sich meistens in einem violetten Scheinwerferlicht abspielt, endet.

Fotos: EBU / Thomas Hanses

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Ukraine Probe 2: Go_A heute leider ohne Kateryna

12. Mai 2021 Wolfgang Grube

Breaking News heute morgen für Go-A: Kateryna, die Leadsängerin, fühlte sich leicht unwohl und hat sich sicherheitshalber einem Covid-PCR-Test unterzogen, dessen Ergebnis erst morgen vorliegen wird. Aus diesem Grund konnte sie heute nicht bei der 2. Probe dabei sein und wurde durch eine Stand-In-Sängerin vertreten. Die Schnelltest-Ergebnisse der anderen Bandmitglieder waren negativ.

Die eingesprungene Sängerin hat ihre Sache sehr gut gemacht! Abgesehen davon gab es gegenüber der ersten Probe kaum Veränderungen. Go_A haben ihren Auftritt fest im Griff. Man scheint lediglich auf den Bezug zu Ostern (die beiden Osterhasen auf der Leinwand) verzichtet zu haben.
Die Umsetzung von “Shum”, dessen Text ja auf Elementen eines Volksliedes, das von Ritualen des beginnenden Frühlings handelt, basiert, greift genau dieses Thema auf. Die Bühnendekoration und das Lichtdesign beschreiben die winterliche Kälte wirklich treffend, man friert regelrecht. Mit dem nahenden Frühling und der Auflösung dieser winterlichen Starre beginnt wieder ein aktiveres Leben. Das passiert auch auf der Bühne und man beginnt, sich auf das Kommende vorzubereiten: Samen für die Aussaat gleitet in Bezug auf das Volkslied symbolisch durch die Finger. Mit den aufkommenden Aktivitäten wird der Rhythmus des Lebens überhaupt immer schneller und am Ende rennen wir alle, auf zu neuen Ufern!

Ein gelungener Abschluss eines wunderbaren Probentages! Jetzt hoffen wir nur noch, dass Kateryna morgen ein negatives Testergebnis erhält und es ihr bald wieder gut gehen möge!

Fotos: EBU