12. Mai 2021 Marc Gehring
Am Donnerstag 13. Mai 2021 um 16:15 Uhr steht Deutschlands ESC-Hoffnung Jendrik zum ersten Mal in Rotterdam auf der Bühne und probt seinen Song “I Don’t Feel Hate“. Wir haben mit Jendrik im Vorfeld über seine Ziele, den deutschen Auswahl-Prozess, das Songwriting-Camp, sein Back-Up Video und den Postkartendreh gesprochen.
Wie fühlt es sich an, der Vertreter Deutschlands beim ESC zu sein?
Ich kann es immer noch nicht so richtig glauben, aber es ist ein großes Kompliment und eine große Ehre Deutschland zu vertreten.
Warst Du schon einmal in den Niederlanden?
Ich war schon in Arnheim bei einer Audition und in Amsterdam in Urlaub. Die Stadt mir ihren vielen Grachten hat mir super gut gefallen und ich hoffe, das wird in Rotterdam ähnlich sein.
Was erwartest Du Dir von der Zeit in Rotterdam?
Aufgrund der Einschränkungen wegen Corona habe ich mir jetzt keine zu hohen Erwartungen gemacht, sondern nehme es wie es kommt.
Was ist Dein Ziel für das Grand Final in Rotterdam?
Jeder fährt doch hin um zu gewinnen, oder? Mein Ziel ist es natürlich Erster zu werden, aber ein weiteres Ziel ist es, die Botschaft des Songs den Menschen nahe zu bringen. Wichtig ist auch die Grundidee des ESC, dass alle gemeinsam die Musik feiern, Spaß haben und auch das Thema Diversity gehört zum ESC.
Wie kamst du auf die Idee, Dich beim NDR für den ESC zu bewerben?
Also der ESC war schon immer mein Kindheitstraum. Und da ich nicht berühmt bin, hat mich natürlich niemand gefragt, ob ich teilnehmen will. Und verrückt wie ich bin, dachte ich mir, ich schreie es einfach mal in die Welt hinaus, dass ich gerne beim ESC teilnehmen mag und vielleicht hört mich ja jemand. Tja und dann hat jemand, der Kontakte zum NDR hat, mich tatsächlich auf Tik Tok und Instagram gesehen.
Wie ging es dann weiter?
Er wollte meinen ESC Song hören. Naiv wie ich bin, habe ich ihm “I Don?t Feel hate” einfach geschickt und ich hatte Glück! So landete ich tatsächlich in der ersten Runde und war im Rennen.
Deutschland: Jendrik (Foto NDR)
Das interne Auswahlverfahren in Deutschland ist ein gut gehütetes Geheimnis. Niemand weiß so genau, welche Künstler da alles teilnehmen. Nachdem Du als Sieger ausgewählt wurdest, durftest du ja erstmal nichts verraten. Wie schwer ist Dir das gefallen?
Also ich war selbst überrascht, dass das solange geheim bleiben konnte. Ich habe nur die engste Familie und Freunde eingeweiht, aber da hat wohl jeder dicht gehalten.
Welche internationalen ESC-Beiträge haben Dich geprägt?
Alexander Rybak und sein “Fairytale”. Da dachte ich mir: wow, ein cooler typ mit einer Violine kann den ESC gewinnen. Das hat mich beeindruckt.
Welche Botschaft steckt hinter ?I Don?t Feel Hate??
Wenn Dir jemand mit Hass begegnet, dann antworte nicht mit Hass zurück.
Z.B: wenn jemand sagt, ich hasse dich, weil Du schwul bist, dann antworte auf respektvolle Weise, dass man nicht jeden mögen muss, aber dass man das auch auf eine andere Art und Weise sagen kann, ohne den anderen zu verletzen.
Bekommst Du im Moment selbst Hassnachrichten?
Oh ja und nachdem ich jetzt etwas bekannter bin, werden es mehr. Zum Beispiel wenn mir jemand schreibt, ich wäre nichts wert. Ich habe aber auch schon früher in der Schulzeit den Hass gespürt. Ich war in der Loser-Klasse. Allerdings muss ich fairerweise auch zugeben, dass ich in der Schule selbst auch mal andere Mitschüler geärgert habe.
Du hast an einem Songwriting Camp teilgenommen. Was für Songs wurden für dich komponiert und was passiert nun mit ihnen?
Ich war beim Songwriting Camp in UK. Wir schrieben vier weitere Songs für mich und alle Songs waren irgendwie im Jendrik-Stil , aber doch unterschiedlich. Bei einem Song rappe ich. Dann gibt es einen Song mit Violine und einen sehr düsteren und mysteriösen Song. Ich würde die Songs aber sehr gerne in irgendeiner Form weiterverwenden und hoffe, ich bekomme vom Team die Erlaubnis.
Du hast ja schon in Litauen ein Back-Up-Video gedreht, das hoffentlich nicht zum Einsatz kommt. Wird es für den Auftritt in der Ahoy-Arena Änderungen im Vergleich zum Back-Up-Video geben?
Ja! Geplant ist, dass wir einen anderen LED Content verwenden und auch ein paar Kameraeinstellungen verändern.
Deutschland: Jendrik (Foto NDR)
Kannst Du uns etwas über Deine Postkarte, den Einspielfilm vor Deinem ESC Beitrag sagen?
Der Postkartendreh fand ebenfalls schon statt und da wir damals nicht in die Niederlande reisen durften, musste ich vor eine Black Box sitzen. Ich habe Ukulele gespielt, hatte gute Laune und habe in die Kamera gewunken. Bin echt gespannt was die daraus machen, vielleicht setzen sie mich ja virtuell auf einen Dinosaurier (lacht).
Wo du gerade die Ukulele erwähnst. Du hast sie fast überall dabei. Wie kam es dazu, dass du dich in das Instrument verliebt hast?
Das ist eine lustige Geschichte. Meine Schwester hat sich eine Ukulele zum Geburtstag gewünscht und auch geschenkt bekommen. Ich habe ihr dann die Ukulele vom Geschenketisch weggenommen und immer wieder damit gespielt. Meine Schwester hat das Ukulele spielen daher nie gelernt. In meiner Bachelor-Thesis habe ich ja sogar darüber geschrieben, dass es wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass Ukulele spielen glücklich macht.
Apropos glücklich. Lieber Jendrik, herzlichen Dank für das Interview und ganz viel Glück, Erfolg und Spaß für deinen ESC-Auftritt in Rotterdam. Hast Du zum Abschluss des Interviews noch eine Message für die Fans?
Beschäftigt euch nicht zu sehr mit Hass oder welche Songs ihr nicht mögt. Ruft für euren Favoriten an und habt Spaß. Aber wenn ihr in eurer Top 10 noch einen kleinen Platz für mich und meinen Song habt, dann freue ich mich sehr, wenn ihr für mich votet.
Autor: Marc Gehring / Das Interview wurde per Skype geführt