Nordmazedonien Probe 2: Vasils Sonne strahlt!

12. Mai 2021 Wolfgang Grube

Der zweite Probendurchlauf unterscheidet sich vom ersten in einem entscheidenden Punkt: alle Interpretinnen und Interpreten kennen die Bühne und die Abläufe bereits. Jetzt kennen sie die Bühne und die technischen Komponenten und können sich viel mehr auf ihre Performance und auf die Kamera konzentrieren.

Das ist auch bei Vasil zu spüren. Er bietet wieder eine starke gesangliche Leistung, aber die Sonne, die über sein Spiegelhemd aus seinem Herzen stahlt, ist spürbar stärker geworden. „Here I stand“ in dieser Inszenierung wäre für viele Musicals die ideale herausgehobene Solonummer, die die Menschen von ihren Sitzen reißt. Vasil ist stimmlich auf dem Punkt und das Crescendo des Songs von ganz leise bis zum großen Moment, als der Chor einsetzt, ist visuell unglaublich wirkungsvoll umgesetzt.

Vasil strahlt von ersten Moment des Liedes, als sein Gesicht noch im Halbdunkel ist und er lächelt auch am Ende. Ja, wir alle können mit einem Lächeln sonnige Reflektoren für einander sein. Danke, Vasil. Let’s go on smiling.

Fotos: Eurovision.TV

Russland Pressekonferenz: Die Ein-Frau-Show

12. Mai 2021 Stefan Ball

Bei der Pressekonferenz im Interview mit der charmanten Hila Noorzai erschien Manizha in Begleitung mehrerer Delegationsmitglieder. Allerdings war von der Begleitung nichts zu bemerken, die Sängerin beantwortete alle Fragen ohne Hilfe dritter. Nein, einmal kam auch einer der männlichen Chorsänger kurz zu Wort. Aber machte nichts. Platz dafür war ja nun genügend da, da die Designersessel gegen die lange Interviewbank ausgetauscht worden sind.

Ganz zu Beginn drückte Manizha den Betroffenen des Kasan-Anschlags ihr Mitgefühl aus. In einer Schule der tatarischen Hauptstadt wurden heute mehrere Schüler und Lehrer Opfer eines Feuerwaffenattentats. Sie bat die Kasaner den Opfern zu helfen und diese mögen die Hilfe auch annehmen.

Dann wechselte das Thema aber und es ging fortan um ?Russian Woman?. Manizha berichtete begeistert von den Neuerungen. Nicht nur ihre güldene Schleifenhaube war neu, sondern auch die goldenen Kostüme des Chors, und die Mikrofonständer erhielten eine mit traditionellen Mustern geschmückte Ummantelung.

An dieser Stelle erfolgte auch der erste Aufruf zu mehr Selbstbewusstsein. Das hat Manizha sicherlich; dabei hat sie, auch wenn der Auftritt noch so sicher und locker rüberkommt, eine gewisse Nervosität und Zweifel, es könne ja noch etwas besser gemacht werden.

Ihre Kernbotschaft verglich sie mit einer Matrioschka, jenen osteuropäischen Steckpuppen. Vordergründig wendet sie sich nur an die Frauen in Mütterchen Russland. Wenn man aber tiefer geht, meint sie alle Erdenbewohnerinnen und sicher auch die männlichen Mitbewohner. Sie ist froh, die große Eurovisionsbühne, oder besser Sendung, als Verbreitungsmedium nutzen zu können. Unabhängig davon ist sie aber auch überzeugt, dass sie und die Frauen die Welt verändern können.

Bei alledem spürt sie aber auch den Druck, etwa auch von jenen, die nicht sie, sondern lieber Russlands letztjährige verhinderte Vertreter Little Big in Rotterdam sehen würden und auch aus gewissen gesellschaftlichen Kreisen. Sie weiß aber, dass es immer und überall Neider, Missgünstige und Kritiker gibt und sie versucht sie soweit möglich nicht zu beachten.

Den Song Contest empfindet sie dabei nicht als feministisch, sondern als menschlich. Die Teilnehmer und Akteure können sie selbst sein und es können viele verschiedene Meinungen und Botschaften verbreitet werden, auch wenn die Musikbranche nicht frei von Zwängen ist.
Als musikalische Vorbilder nannte sie dann nicht die bekannten Popgrößen, sondern hierzulande unbekannte Künstler, etwa auch aus dem Libanon.

Als ein kleines Schmankerl brachte sie beim Song Contest wohl erstmal die tadschikische Sprache bei einer Gesangseinlage zu Gehör, wenn auch ?nur? bei einer Pressekonferenz. Marizha wurde in Tadschikistan geboren.
Ebenfalls etwas überraschend war ein quietschig-spontaner Freudenschrei. Sie erblickte einen riesen Pandabären (Mensch in Plüschkostüm) im Raum. Wie vielleicht schon manche bemerkt haben, nutzen die Gastgeber ihre Presserückwand nicht nur als Werbefläche für die Sponsoren, sondern bieten dort auch dem WWF Platz.

Fotos: Reinhard Ehret

Slowenien Pressekonferenz: Entspannung und Vertrauen

12. Mai 2021 Simon Wennige

Eine sichtlich entspannte und zufriedene Ana Soklic betrat das Podium zur Pressekonferenz. Sie hofft darauf, dass sie ihre Landsleute stolz machen kann. Doch vertritt Ana auch sich selbst und dankte dafür ganz besonders ihrer Großmutter, die von Anfang an immer an sie glaubte und unterstützte.

Sie sei von ihrem Song beim ersten Hören überwältigt gewesen und hatte Freudentränen, dass sie ihn zusammen mit ihren Backgroundsängerinnen und dem Chor auf die große Bühne des Eurovision bringen darf. Der große Gospelchor selbst wurde erst nachträglich in die ESC-Version hinzugefügt. Die positiven Reaktion auf die längere Version des Liedes habe das Team dazu veranlasst.

Spannend ist auch, dass sie selbst offenbar nicht genau weiß, was im Hintergrund zu sehen ist. Auf die Frage, nach welchen Kriterien die Bilder im Hintergrund ausgesucht wurden, antworte Ana mit einem Lachen, dass sie das selbst gerne den Verantwortlichen fragen würde. Sie hat also viel Vertrauen in ihr Team.

Ana sieht kein Problem darin, dass mit dem Beitrag aus Österreich ein zweites Lied den Namen „Amen“ trägt. Wenn sie allerdings ihr Lied mit einem anderen ESC-Song aus diesem Jahr tauschen sollte, würde sie sich ganz klar für „Love Is On My Side“ von The Black Mamba aus Portugal entscheiden.

Die restlichen Tage bis zum ersten Halbfinale am Dienstag wird Ana mit einem Mix aus Üben und Relaxen angehen.

Fotos: Reinhard Ehret

Russland Probe 2: Selbst ist die Frau

12. Mai 2021 Stefan Ball

Die zweite russische Probe verlief ohne Zwischenfälle. Zu Beginn steckt Manizha natürlich wieder in dem etwas übergroßen, bunten, traditionellen, weit ausladenden Kleid. Dabei kann man sich gut vorstellen, wie erdrückend und einschränkend die althergebrachte Frauenrolle auf die moderne russische Frau wirken kann. Heute prangte auf ihrem Haupt eine andere, etwas größere Schleife. Lassen wir uns überraschen, was sie im Halbfinale trägt.

Manizha sprengt aber dieses gesellschaftliche Gefängnis, indem sie schnell aus dem Kleidungetüm steigt und in einem roten Overall selbstbewusst die Stimme erhebt. Gut gelungen dabei ist, dass sie nicht nur von zwei Chorsängerinnen begleitet wird und eine ganze Wand von russischen Frauen hinter ihr steht, sondern dass sie auch von zwei männliche Chorsänger unterstützt wird. Vielleicht ein Symbol dafür, dass die Frauen im Kampf um ihre Selbstbestimmung nicht ganz alleine sind? Oder ein paar tiefere Stimmen machen sich musikalisch einfach gut.


Fotos: EBU

Slowenien Probe 2: Anas Weltraumfahrt

12. Mai 2021 Simon Wennige

Mit der zweiten Probe Sloweniens bestätigt Ana Soklic ihre einfache und und trotzdem starke Inszenierung.

Über die stimmliche Präsenz von Ana brauchen wir uns wahrlich keine Sorgen zu machen. Ana alleine auf der Bühne ist auch kein Problem, denn sie füllt diese mit ihrer Aura, sowie dem weißen Kleid samt Windmaschine komplett aus. In dem Moment, wo der Gospelchor zu hören ist, wird Ana am kommenden Dienstag gewiss mit dem Publikum im Saal interagieren.

Bei der imposanten Weltraumfahrt im Hintergrund lässt sich ein fasziniertes „Hallelujah“ entlocken.

Ana selbst scheint sehr zufrieden mit ihren Auftritten am heutigen Mittwoch zu sein.

Fotos: EBU

Litauen Probe 2 und Pressekonferenz: Coolness – was sonst?

12. Mai 2021 Markus Herrmann

Der heutige Probentag begann mit der zweiten Probe Litauens und die Band „The Roop“ lieferte einen schrillen und bunten Start des Probenmarathons im Ahoy. Am Auftrittsbild wurde nichts verändert. Die Bandmitglieder trugen ihre knallgelben Anzüge und auf der LED-Leinwand war viel los. Der Hintergrund wechselte von einem sich in lila aufbauenden Bühnenvorhang ganz hektisch in karoartige, in sich pulsierende und bewegende Elemente mit stroboskopartigen Lichteffekten geballt mit einem Blitzlichtgewitter.

Die Choreographie saß perfekt und auch als sich beim Sänger Vaidotas beim ersten Durchgang ein Teil seines Mikrofonsenders vom Kostüm löste, überspielte er den kleinen Fauxpas ganz cool und das machte ihn noch sympathischer. Mit der Kameraführung hatten die Künstler überhaupt keine Probleme.

Stimmlich gab es genauso wenig auszusetzen, wie an den fehlerfreien Tanzbewegungen, die diese Elektro-Pop-Nummer unvergessen machen und den Litauern mit großer Sicherheit einen Finaleinzug bescheren.

Bei der anschließenden Pressekonferenz erschienen die drei Bandmitglieder ganz stilvoll gekleidet und nicht in ihren quietschgelben Outfits. Auf die gelben Bühnenkostüme angesprochen, meinte der Sänger Vaidotas, dass gelb die Farbe für Freude und Glücklichsein sei und wir das in diesen Tagen sehr gut brauchen könnten.

Sollten The Roop den Eurovision Song Contest gewinnen, so würden sie diesen im Hinblick auf „social distance“ lediglich ganz alleine feiern und tanzen. Überhaupt gönnen sie sich immer die nötige Ruhe, ausreichend Schlaf und gutes Essen, um auf der Bühne energiegeladen zu sein und einen perfekten Auftritt zu liefern.

Zum Schluss der Pressekonferenz richtete der Sänger Vaidotas einen persönlichen Gruß an die australische Sängerin Montaigne, die ja pandemiebedingt leider nicht persönlich beim Eurovision Song Contest sein könne. Er wünsche ihr viel Kraft und Vaidotas würde sich freuen, sie bald mal persönlich in Australien treffen und kennenlernen zu können.

Fotos: EBU und Reinhard Ehret

Goedemorgen aus Rotterdam zum 5. Probentag

12. Mai 2021 Frank Albers

Dem fünften Probentag fiebern wir hier im Ahoy-Pressezentrum mit einiger Vorfreude entgegen, denn die kleine Presseschar darf, unter strengen Hygieneauflagen, heute erstmals in die Halle, um die Proben direkt und live vor Ort zu beobachten. Um 10 Uhr geht es mit Litauen los, gefolgt von den Teilnehmern des ersten Halbfinals bis einschließlich Ukraine (nur Malta probt als einziges Land aus HF1 erst morgen).

Auf dem täglichen Weg ins Ahoy begegnet uns an mehreren Stellen der Stadt „Graffiti- und Street-Art“, die sich mit dem Thema Eurovision beschäftigt, so auch auf diesen Betonstehlen zwischen der Metrostation Zuidplein und dem Ahoy.

Von diesem kleinen Stück Rotterdamer Eurovision-Art senden wir Euch auch heute morgendliche Grüße und freuen uns wie immer sehr, wenn wir Euch auch an diesem Probentag mit unseren aktuellen Berichten hier auf ogae.de ein wenig begleiten dürfen.

Viel Spaß, Euer OGAE-Team

Franks Nachtgedanken zum 4. Probentag, 11. Mai

11. Mai 2021 Frank Albers
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Kamera und Schnitt: Reinhard Ehret.

DAENEMARK MEET & GREET: UNGEBROCHENE HEITERKEIT

11. Mai 2021 Reinhard Ehret

Laurits war beim Betreten der AHOY-Bühne am heutigen Nachmittag allein schon von der Arenagröße, der immensen Technik und der faszinierenden Lichtanlage stark beeindruckt, wusste er beim „Meet & Greet“ zu berichten. Jesper und er zeigten sich als äußerst eloquent, des Englischen sehr sicher und mit ihrer Probe sehr zufrieden. Das oft gesagte „Alles ist hier sehr professionell“ fiel auch diesmal. Bewusst habe man den Vorentscheidungsauftritt nicht verändert und sich lediglich erlaubt, den tollen großen Raum zu einer ausschweifenderen Tanzeinlage Jespers zu nutzen. Das Feuer-und-Flamme-Duo habe sich in einer Kopenhagener Bar kennengelernt. Maurits erzählte sinngemäß: „Da kam ein Typ rein, warf von weitem eine Münze in die Jukebox, begrüßte jeden lautstark im Lokal und alle grüßten zurück, kam an den Tisch und meinte: Hey, da drüben steigt ’ne Tattoo-Party, macht’s gut; drehte noch eine Runde und war nach zwei Minuten wieder draußen. Ich fragte meinen Kumpel: ‚Was war das denn?'“. Das war Jesper. Der wiederum entgegnete nach dieser Erzählung: „Die Story wird von Mal zu Mal besser.“ Das dänische Duo harmonierte absolut geschmeidig bei diesem ersten Presseauftritt. Nach ihren Lieblingsliedern beim Grand Prix gefragt, fielen natürlich die Titel der legendären dänischen Schlager aus den 80ern, aber auch „Tell Me“ und „My Star“ aus dem Jahr 2000. Sie haben offenbar keine Angst vor einem schlechten Ergebnis. Alleine schon dabei zu sein und in die ewigen Teilnahmelisten des Song Contests einzugehen, sei phantastisch. Stimmt ja auch.

Schweiz Meet & Greet: Gjon – offen und authentisch

11. Mai 2021 Wolfgang Grube

Entspannt und mit einem Strahlen kommt in Gjon zusammen mit seinem Schweizer Delegationsleiter in seine erste Pressekonferenz. Er sei mit der ersten Probe sehr zufrieden, obgleich in seinem Kopf noch ein wahrer Sturm herrsche. „Ich war so gespannt auf die Bühne und darauf, wie die Umsetzung der Inszenierungsidee funktioniert“. „Es gibt noch einiges zu tun“, das sagt einer, der sich selbst der größte Kritiker ist und konzentriert an sich arbeitet, um das Bestmögliche herauszuholen.

Gjon freut sich über den großen Zuspruch für „Tout l’Univers“ und berichtet, das dieses Lied im ESC-Writing Camp gleich als erster Wurf entstanden ist, dank der hervorragenden Zusammenarbeit mit seinen Co-Autor*innen Nina Sampermans, Wouter Hardy und Xavier Michel. Die hier entstandene Fassung war allerdings noch auf Englisch und hiess „Ground Zero“. Nachdem die französische Fassung ebenfalls fertig war, musste er sich entscheiden. Seine Wahl fiel auf den muttersprachlichen Text, weil er sich damit authentischer fühlte.

Inhaltlich ging es Gjon um die musikalische Beschreibung von Ereignissen, die wie eine Explosion einschlagen. Mit seinem Lied will er Mut machen, in einschneidenden Lebenssituationen die eigenen Selbstheilungskräfte zu aktivieren und sich wieder neu zu erfinden.
Dank seines Gesangstalents hat Gjon schon früh an Wettbewerben teilgenommen, aber bisher nie gewonnen. Hier in Rotterdam würde ihn eine TOP5-Platzierung sehr freuen, noch wichtiger ist ihm allerdings, dass die Menschen seinen Song mögen. Um seine Stimme handwerklich auf eine gute Basis zu stellen, hat er auch Operngesang studiert. Nur im Opernfach zu bleiben, wäre ihm dann aber zu einseitig gewesen und er hat der musikalischen Vielseitigkeit und dem Weiterlernen und Ausprobieren den Vorrang gegeben. Nur so kann er seine eigenen Geschichten erzählen.

Zum Schluß bricht Gjon noch eine Lanze für die vielseitige Musikkultur in der Schweiz und lobt das kreative, künstlerische Umfeld. Und er schätzt auch das ländliche Leben und die Natur (er hat einen Hund, sein Vater hat mehrere Schafe und Hühner). Gjon ist es nämlich wichtig, als Sänger und Komponist immer den Boden unter den Füßen zu behalten. Sehr sympathisch!

Fotos: Reinhard Ehret und Screenshoots Meet & Greet