13. Mai 2021 Stefan Ball
Fast nächtliche Pressekonferenzen sind bei Journalisten meist wenig beliebt. Viele Journalisten sind aber eh nicht vor Ort.
Für Blas war die Anzahl der Anwesenden aber wahrscheinlich unerheblich.
Für ihn wurde mit Rotterdam ein Traum war. Das sagen natürlich viele Sänger, aber bei ihm ist es jedoch mehr als glaubhaft. Er hatte schon versucht sich für den Junior Eurovision Song Contest zu qualifizieren und später auch für die Erwachsenenversion.
Aus dem Traum ist noch nicht aufgewacht und sein Auftritt im Finale wird sein eigenes Märchen werden.
Gleichzeitig gibt es Momente, in denen er lieber bei seiner Familie sein würde. Hinter der Geschichte von ‘Voy a quedarme’ (ich werde bleiben) verbirgt sich der Verlust nicht nur eines geliebten Menschen. Daran darf er nicht denken, da das für ihn dann zu aufwühlend wäre. Bei dieser Erklärung muss der sonst so redelustige Künstler auch kurz innehalten. Im Endeffekt weiß er aber, dass es richtig ist, hier zu sein, da das DER Augenblick seines Lebens ist.
Die Inszenierung, für die auch mal wieder Marvin Dietmann mitverantwortlich ist, geht auf eines Textpassage zurück, in der auf den Himmel verwiesen wird; dort oben, wo auch die zu früh Gegangenen sind.
Heiterer wurde er, als sich das Gespräch auf Stefania aus Griechenland bezog. Er ist begeistert davon, dass ihr sein Lied so gut gefällt; er mag ‘Last Dance’ umgekehrt auch und fing auch gleich an, es zu singen. Im Nu fielen ihm auch noch die Namen fast aller anderen Teilnehmer hier ein. Ein echter Eurovisions-Fan.
Ein Franzose bat ihn auch noch ‘Universo’, seinen 2020er-Titel zu singen, was er gerne machte. Dafür musste er aber erst aus einem Redeschwall auf Französisch, der Sprache seines Herzens, gerissen werden. So sang er auch dieses Lied schließlich noch in Rotterdam, zumindest teilweise.
Und es konnte auch geklärt werden warum das Intro von ‘Voy a quedarme’ als Akkustikversion beginnt. Schon als Kind wurde er immer wieder gebeten etwas zu singen, auch wenn kein Mikrofon oder Instrument zur Stelle war. Dieses Gefühl, einfach nur zu singen, möchte er sich behalten und es gefällt ihm schlichtweg.
Hier zeigte sich ein leicht hibbeliger und eurovisionshungriger Interpret, dem man persönlich den Sieg von Herzen gönnen möchte. Beim Siegvortrag würde es ihm wahrscheinlich wie Lys Assia 1956 ergehen, dass sie dann sogar den Text vergaß oder wie Johnny Logan 1987, als er mit der Erklärung ?I can?t sing anymore? vor der Schlussnote abbrechen musste.