Noch 43 Tage bis zum Eurovision Song Contest 2024

Wettquoten 2022: Der Raumfahrer holt auf

7. Mai 2022 Simon Wennige

Eine Woche mit vielen Proben liegt hinter uns. Vor deren Beginn haben wir Euch aufgezeigt, welche Länder gute und welche nicht so gute Chancen auf den Sieg oder eine gute Platzierung haben. Normalerweise ist die Probenwoche beim ESC immer dafür da, dass die Wettquoten kräftig durcheinander gewürfelt werden. Doch in diesem Jahr ist etwas ein wenig anders.

An der Spitze bleibt unangefochten Ukraine, deren Vorsprung auf die zweitplatzierten Italiener sogar noch größer geworden ist. Bei 47% liegen die Siegchancen aktuell. Auf dem dritten Platz hat sich dank seiner zweiten Probe der Brite Sam Ryder geschoben. Er rückt auch Mahmood & Blanco auf die Pelle. Neben der Probe könnte auch der Startplatz in der zweiten Hälfte hier mit reinspielen. Aber auch Schweden bleibt noch in Reichweite auf dem vierten Platz.

Mit schon größerem Abstand folgt weiterhin Spanien auf dem fünften Platz. Inzwischen knapp gefolgt von Griechenland. Amanda Tenfjord konnte sich dank ihrer Performance an Polen vorbeischieben. Dahinter sind unverändert Norwegen und Niederlande  inzwischen gefolgt von Serbien. Konstrakta hat die Bretonen aus Frankreich haarscharf überholen können und wird erstmalig in den Top Ten geführt.

Den größten “Sprung” im Mittelfeld hat San Marino gemacht. Achille Lauro kletterte von Platz 20 auf 17. Auch Zypern und Belgien konnten jeweils zwei Plätze gutmachen. Den größten Sturz hat der Schweizer zu verkraften. Von Platz 14 ging es runter auf die 20. Auch die Tschechen steigerten sich von Platz 23 auf 19.

Malik Harris hat sich für Deutschland leicht verbessert: Platz 24.

Mit dem Blick auf die Halbfinale hat sich vor allem Litauen im ersten Semi verschlechtert. Monika Liu wird nicht mehr im Finale gesehen. Auch Österreich ist knapp draußen, während Schweiz den zehnten Platz zugesprochen bekommt. Hier konnte sich Lettland nach oben singen.

Beim zweiten Halbfinale wird es noch knapper. San Marino wird hier gar nicht erst im Finale gesehen. Zypern, Aserbaidschan und Malta machen nach aktueller Vorhersage die letzten beiden Tickets für das Finale unter sich aus. Am Dienstag wissen wir zumindest schon einmal über die ersten zehn Finalisten neben den Big Five bescheid. Es darf gespannt bleiben, ob die Buchmacher auch in diesem Jahr den Sieger richtig tippen.

Fotos: EBU

Franks Nachtgedanken zum 8. Probentag

7. Mai 2022 Frank Albers

Frank schaut zurück auf die zweiten Einzelproben der BIG5

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Editor: Reinhard Ehret

Zweite Probe und Pressekonferenz Deutschland: Die Bühne als Wohnzimmer

7. Mai 2022 Reinhard Ehret

Malik lädt uns in ein Wohnzimmerstudio an, das in bräunlich-abendliche Beleuchtung getaucht ist, durch das aber auch ein bisschen Nebel weht. Große Bodenteppiche machen’s dort behaglich. Der Mann mit der Steadycam rast einige Male um den deutschen Sänger herum und macht einen Refrainteil zum Drehmoment. Während des emotional sehr starken Rap-Teils schaut Malik direkt in die Kamera – und das ist gut so. Er wirkt sehr präsent, sehr motiviert und sehr zufrieden mit den Bedingungen – und das kommt zweifelsfrei rüber! In jede der drei Songproben legte Malik sein volles Engagement und war schon zur Mittagszeit stimmlich voll da, absolut fehlerfrei und mitreißend. Umgeben von seinen Instrumenten bekommt man unweigerlich das Gefühl, er sei in diesem Setting zu Hause. Und genau das ist beabsichtigt, denn Authentizität ist für Malik das wichtigste, sagte er später der Presse. In der Coronazeit schlief und wohnte er im Studio. Es geht ihm richtig gut in dieser Umgebung, die sich für ihn sehr “daheim” anfühlt. Er war – auch im Vergleich zur ersten Probe – äußerst zufrieden mit allem und freut sich darauf, seinen Song mit der Welt zu teilen. Wie er sich auf den kommenden Samstag vorbereiten wird, weiß er noch nicht. Er weiß nur eines: Das Schönste auf der Welt ist es, auf der Bühne zu stehen und fürs Publikum zu singen.

Im Laufe seiner bisherigen Eurovsionserfahrung sei für ihn das Kennenlernen von Fans bislang am schönsten gewesen, der direkte Kontakt zu Menschen, die seine Musik und die des ganzen Contests mögen. Durch die Pre-Partys reiste er in Städte, in denen er vorher noch nie war – und traf dort auf Leute, die sein Album kannten, es mochten und mit ihm darüber sprechen wollten. Das habe ihn sehr berührt und gefreut, sagte Malik. Er hat bereits Freundschaften mit seinen Kollegen aus anderen Ländern geschlossen, beispielsweise mit Mia aus Kroatien und Sam aus Großbritannien. Eigentlich fühle sich das alles gar nicht an wie ein Wettbewerb, sondern eher wie ein Schulausflug. Am Schluss wurde der enorm eloquente Landsberger richtig philosophisch: Die inhaltliche Idee seines Liedes “Rockstars” habe er bei einer Folge der Comedyserie “The Office” bekommen, als jemand von der guten alten Zeit sprach und sich gerne wieder dorthin zurückversetzen wollte. Das habe ihn sehr berührt. In der Jugend, so Malik, sei das Glücklichsein sehr einfach. Später beginnt man damit, viel nachzudenken und zu zweifeln, wünscht sich wohl deshalb oft in eine gute alte Zeit zurück. Doch das wichtigste sei: Diese hört nie auf; sie ist gegenwärtig, wenn man die positiven Dinge um sich herum wahrnimmt und lebt, die schöne Zeit gar nicht erst hinter sich lässt. Dass er das Los für die erste Finlahälfte gezogen hat, stört ihn nicht, denn schließlich brachte ihm sogar die Startnummer 1 in der deutschen Vorentscheidung großes Glück. Ein gutes Omen, Malik! Läuft!

Fotos oben: EBU/Screenshots – Foto unten: EBU (Corinne Cumming)

Zweite Probe und Pressekonferenz Spanien: Chanel nimmt die Operacion Triunfo in Angriff

7. Mai 2022 Marc Gehring

Hola! Mit Spannung wurde die zweite Probe Spaniens erwartet. Nichts Geringeres als die heißeste ESC-Performance des Jahres wird erwartet. Los geht es gleich mit einigen Änderungen. Im Vergleich zur Studioversion startet die ESC-Version des Songs mit dem Klackern von High Heels. Chanel trägt einen sehr sexy schwarzen Body mit silbernen Ornamenten und zeigt viel Bein und Po. Ihre Tänzerinnen stehen dem in nichts nach und so gibt es während er ganzen Performance viel nackte Haut zu sehen.

Die von Kyle Hanagami entworfene Bühnenshow beginnt fokussiert auf Chanel. Dann kommen die Tänzer hinzu. Diese tragen über dem nackten Oberkörper schwarze kurze Jäckchen, die an Stierkampf-Outfits erinnern. Zum Refrain gesellen sich die Tänzerinnen hinzu. Während der Strophen wird ganz reduziert mit Lichtstrahlern gearbeitet und während des Refrains setzt ein flackerndes Licht ein um einen “SloMo“-Effekt zu erzielen. Kyle schafft es dadurch die Aufmerksamkeit voll auf die Tanzchoreografie zu lenken. Bravo!

Die Tanzeinlagen beeindrucken mit aufwendigen Hebefiguren. Auch die legendären “Costume change” Momente dürfen beim ESC nicht fehlen. Wenn der Song zum Instrumentalteil ansetzt nähert sich das Spektakel dem Höhepunkt. Im Hintergrund sieht man eine brennende Weltkugel und ein Tänzer zieht Chanel ihr Torera-Jäckchen aus.

Nun heißt es bitte anschnallen, denn was nun folgt erinnert an Pole-Dance in gewissen Etablissements. Chanel räkelt sich effektvoll und höchst lasziv auf den Boden. Chanel wird es dabei so heiß, dass sie sich danach mit einem Fächer abkühlen muss. Auch diese Sequenz ist neu. Zur großen Schlusspose setzt dann der Goldregen ein und es kommen feurige Pyroeffekte hinzu. Ein grandioses Finale.

Fazit: Die Operacion Triunfo (ESC-Triumph), um die sich Spanien seit vielen Jahren vergeblich bemüht, scheint 2022 tatsächlich ihres Namens würdig zu sein. Diese feurige Tanzchoreografie in Kombination mit Latino-Rhythmen fasziniert und sticht aus dem gesamten Teilnehmerfeld 2022 heraus. Chanel hat mit “SloMo” sogar Chancen das Televoting zu gewinnen. Ob es für den Gesamtsieg reicht bleibt abzuwarten.

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Ein gut gelaunter Mario Acampo begrüßte Chanel zur Pressekonferenz. Da viele Fragen zunächst auf spanisch gestellt und dann nochmal übersetzt wurden, ging einiges an Zeit verloren. Außerdem hielt sich Chanel bei vielen Fragen bedeckt. Ob mit weiteren Überraschungen zu rechnen ist, wollte sie nicht beantworten. Ihr ganzes Team hat Stillschweigen vereinbart und es darf nichts in den Social Media gepostet werden. Von daher bleibt es spannend. Sie ergänzte aber noch, dass die Fächer, die nun zum Einsatz kamen ihre spanische Identität widerspiegeln sollen.

Dann gab es einen Lacher! Ob Wasser zum Einsatz kommt, wollte ein Fan wissen. Chanel sagte verschmitzt, dass man dies überlegt und wieder verworfen habe. Mit einem Augenzwinkern sagte sie: ” Es regnet schon genug in Turin”. Wie wahr!

Ob ihr das Tanzen oder das Singen leichter fällt, konnte sie ebenfalls nicht beantworten. Beides kommt ganz tief aus ihrer Seele, antwortete sie. Auch beim Thema neue Musik müssen sich die Fans noch etwas gedulden, da im Moment ihr gesamter Fokus auf dem ESC liegt.

Bei der abschließenden Frage ging es um das Thema Frauenpower und in welcher rolle Chanel sich in der Frauenbewegung sieht. Sie sagt, sie ist eine Frau und auch eine Feministin. Sie macht auf der Bühne was sie liebt und fühlt sich dabei frei.
Sie fängt an zu singen: ?Who run the world? Girls!?

Mit Spannung erwartet wurde zum Finale natürlich die Auslosung der Starthälfte. “SloMo” wäre für den ESC ein idealer Abschluss um die Zuschauer bis zum Ende am TV zu fesseln. Aber es sollte anders kommen. Chanel zog die erste Starthälfte und nahm es sportlich. “Ich liebe es die Erste zu sein” sagte sie mit einem Lächeln.

Fotos: EBU Corinne Cumming / Eurovision.TV Screenshot

Zweite Probe und Pressekonferenz Grossbritannien: Sam Ryder greift mit “Spaceman” nach den Sternen

7. Mai 2022 Marc Gehring

Nach vielen missglückten ESC-Missionen legt das Vereinigte Königreich 2022 Turin einen Katapultstart hin. Der charismatische TikTok Star schafft es mit seiner Persönlichkeit, aber auch mit seinem coolen Popsong “Spaceman” und anspruchsvollem Falsettgesang zu beeindrucken.

Die Bühnenshow wurde von ESC Allzweckwaffe Marvin Dietmann in Kooperation mit Dan Shipton entworfen. Zentrales Element ist ein überdimensionales drei-gliedriges und aufklappbares Gerippe und damit das wöhl größte Bühnenelement beim ESC 2022 in Turin. Die Konstruktion wirkt edel und zum Glück nicht zu bunt oder gar kitschig.

Sam Ryder trägt einen schwarzen Jumpsuit, der im Gegensatz zur ersten Probe nun mit funkelnden silbernen Applikationen in Weltraumoptik übersät ist. Man erkennt den Mond und verschiedene Sterne. Insgesamt erinnert es an einen aufgepimpten Weltraumanzug eines Astronauten. Er steht auf beleuchtetem Podest ganz im Zentrum. Das passt hervorragend zum Songtext  “I´m the center of my lonely universe”.

Das Gerippe um ihn herum erinnert an ein UFO ähnliches Gebilde und sieht von weitem aus wie ein funkelnder Diamant. Zu Beginn ist die Konstruktion in weiß und blau beleuchtet und das Setting insgesamt eher dunkel und ganz auf Sam Ryder fokussiert. Die Beleuchtung beginnt am Boden und wandert effektvoll nach oben. Passend zu ?Up in Space? gibt es Kamerashots von oben.

Zum zweiten Refrain wird die Konstruktion aufgeklappt. Die Farbe ändert sich in gelb und rot. Der Umbau klappt allerdings in keinem Durchlauf reibungslos und man kann erkennt die Silhoutten der Bühnen-Arbeiter. Zur Bridge und zum letzten Refrain bekommt Sam eine Gitarre und wirbelt wie ein Rockstar wild umher. Die Haare fliegen und man merkt sofort, dass nun der Höhepunkt kommt. Well done UK! Das neue Ende des Songs wirkt rockiger und spaciger und vor allem epischer.

Fazit: Das war womöglich die beste Probe Großbritanniens seit Jahren beim ESC. Schließt man die Augen, kommen phasenweise sogar Freddie Mercury Vibes auf. Dank des Charismas und der fantastischen stimmlichen Leistung von Sam Ryder greift das Vereinigte Königreich 2022 in Turin tatsächlich nach den Sternen und dürfte ein gehöriges Wort um den Sieg mitreden.

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Die Pressekonferenz mit Laura Carusino war wieder sehr kurzweilig und unterhaltsam. Sam Ryder erzählte gut gelaunt, dass er am Samstag Nacht ausgelassen feiern wird, selbst wenn er insgesamt nur einen Punkt bekommt. Er will sich überhaupt keinen Druck machen und sagt, dass Eurovision eines der großartigsten Erlebnisse in seinem Leben ist. Er liebt es, Teil der Eurovision-Family zu sein.

Er berichtet, dass insbesondere vor dem Brexit die Briten gerne Europa die Schuld gaben, wenn es schlechte Resultate regnete. Der Delegationsleiter und Sam finden, dass es nun an der Zeit war, mit einem positiven Auftritt zurück zu kommen und auch das Verständnis der Briten zum ESC zu erneuern. Das ist für ihn eine große Verantwortung, aber er sieht sich auf dem richtigen Weg.

Mit der Bühnenshow ist er sehr zufrieden und dankt auch für das Budget, das ihm zur Verfügung gestellt wurde. Dank Marvin Dietmann und Dan Shipton fühlt er sich nun wie sein eigener SciFi-Held und lebt seinen Traum. Als Vorbilder hebt er dann Freddie Mercury und Stevie Wonder sowie SIA hervor. Man erkennt sie bereits an der Stimme und genau das beeindruckt ihn.

Spannend dann zum Finale die Auslosung der Starthälften. Darf Sam Ryder als einer der Favoriten in der beliebten zweiten Hälfte an den Start? YES! Auch das Losglück ist mit ihm.

Fotos: EBU Corinne Cumming / Eurovision.TV

Zweite Probe und Pressekonferenz Italien: Noch nicht im Wettbewerb angekommen

7. Mai 2022 Frank Albers

Die Erwartungshaltungen an Mahmood & Blanco sind nicht nur in Italien riesig, nichts geringers als die Titelverteidigung und den vierten italienischen Sieg will man von ihnen sehen. Auch die internationalen Buchmacher lassen keinen Zweifel daran aufkommen, dass es neben der Ukraine nur einen weiteren Topfavoriten geben kann: Italien.
Aber können die beiden diesem Druck und dieser Verantwortung gerecht werden? Nach der zweiten Probe und Pressekonferenz kommen erste Zweifel auf. Beide wirken müde und unkonzentriert, wenn nicht gar lustlos. Die Belastungen durch die aktuellen Tourneen, die beide gerade bewältigen, machen sich bemerkbar. Bei der Probe wirkten sie stimmlich wenig präsent und von der Energie die noralerweise zwischen den beiden brennt, war wenig zu spüren. Übernehmen sie sich? Wollen sie zuviel bzw.” erwarten Fans und Öffentlichkeit zu viel?
Natürlich betonten sie in der Pressekonferenz, dass sie mit ihrer Probe bis auf einige Kleinigkeiten einigermaßen zufrieden gewesen seien, euphorisch klang das aber nicht. Der Wettbewerb an sich stände zudem für beide nicht im Fokus ihres Interesses, es sei vielmehr wichtig, auf der ESC-Bühne, ihre Musik einem großen europäischen Publikum zu präsentieren. “Und um Spaß zu haben”, ergänzte Blanco, der kein oder nur eingeschränkt Englisch spricht, weshalb alle Fragen und Antworten vom Moderator Mario ins Italienische übersetzt wurden. Das ließ die ohnehin schon wenig dynamische Pressekonferenz noch zäher werden.

Auch die Frage welche Musikrichtung ihm näher liegen würde: Rap, dessen Szene er entstammt oder die Powerballade, die er nun mit Mahmood aufführt, begeisterte Blanco nur bedingt. Er würde sich in allen Musikstilen wohl fühlen, war seine knappe Antwort.
Auch hätte Mahmood Blanco keine Tips gegeben, wie man den Auftritt ESC mit all seinen Nebenschauplätzen am besten und erfolgreichsten bewältigt. Dazu wäre die Atmosphäre von Contest zu Contest zu unterschiedlich.

Dass sie in ihrem Lied “Brividi” zwei Geschichten vereinen, die Liebe Mahmoods zu einem Mann und die Liebe Blancos zu einer Frau, würde dieses Lied so besonders machen. Wobei es eigentlch egal sei, wem man seine Liebe und Leidenschaft schenken würde, so lange sie ehrlich gelebt würde, betonten beide.

Da Italien aus organisatorischen Gründen bereits vor dem Contest die Startnummer 9 erhalten hatte, brauchten Mahmood & Blanco nicht an die Lostrommel treten, um ihren Startplatz im Finale zu ziehen.

Noch gehören Mahmood & Blanco zu den großen Favoriten dieses Jahrgangs. Sie werden in den kommenden Tagen beweisen müssen, dass sie dem gerecht werden.

 

(Foto 1: EBU, Foto 2,3: EBU/Screenshot)

Zweite Probe und Pressekonferenz Frankreich: We will rock it!

7. Mai 2022 Reinhard Ehret

Das ist nichts für schwache Nerven. Es flackert ohn’ Unterlass, Flammen lodern, die Kamera wackelt dynamisch-modern, Close-Ups wechseln sich mit Totalen ab, die Schnitte sind schnell und die Stimmen schrill. Doch der chorale Gesang klingt dabei mitreißend gut; die drei Minuten von “Fulenn” werden zum echten Spektakel. Mit martialischen Mienen und energischer Entschlossenheit wirken die Franzosen äußerst souverän. Ihr bretonisches Electropop-Stück wird also auch von der Inszenierung her einer der auffälligsten Beiträge des Jahres sein. Alvan & Ahez bleiben nach den 25 Songs am kommenden Samstag ganz sicher im Gedächtnis der Zuschauer. Leadsänger Alexis Morvan-Rosius besticht mit einer faszinierenden Präsenz. Am Schluss gibt’s von ihm ein Augenzwinkern, als würde er damit das ernste Dreinschauen etwas revidieren wollen. Die emotionale Power des Vortrags wird man nur schwer überbieten können. Und wenn das im Grand Final genauso – oder sogar noch ausgefeilter – präsentiert wird wie heute beim zweiten Probedurchlauf, muss man sich nicht wundern, wenn Frankreich wieder ganz vorne landet.

Bezüglich der Zukunft keltischer Sprachen ist die Truppe durchaus optimistisch, hieß es in der späteren Pressekonferenz. Man habe kürzlich erst Kontakt zum Walisischen gehabt und dabei die sprachliche Verwandtschaft und auch die besondere Lebendigkeit gespürt. Die Formation wurde zwar speziell für den Song Contest zusammengestellt, doch man schließt eine künftige Zusammenarbeit nicht aus. Alvan bringt bald ein Album raus, auf dem “Fulenn” enthalten sein wird. Die Band ist sichtlich glücklich darüber, beim Song Contest auftreten zu dürfen, denn der stünde für Vielfalt und Inklusion – und das habe sehr wichtige gesellschaftliche Bedeutung. Die filigranen güldenen Muster auf ihren ansonsten schwarzen Kostümen haben übrigens einen traditionellen Bezug zu einer kleinen Region im äußersten Westen der Bretagne und symbolisieren sowohl Stolz als auch Liebe. Auch wenn man das Los für die erste Finalhälfte zog, lautete das Bekenntnis ganz klar: “We will rock it.”

Fotos: EBU/Screenshots (Foto unten: EBU)

Buongiorno zum 8. Probentag

7. Mai 2022 Frank Albers

Ciao!
Es ist Wochenende in Turin, aber dennoch wird  im Pala Olimpico weiter geprobt, allerdings nur am Samstagvormittag. Die BIG5 haben ihre zweite Einzelprobe.

Los geht es um 10 Uhr mit Frankreich,
es folgen
Italien
Großbritannien
Spanien
und zum Abschluss Deutschland.

Maliks Probe ist für 11:40 Uhr angesetzt, die Pressekonferenz um 12:50 Uhr.
Danach schließt das Pressezentrum fürs Wochenende und öffnet erst am Montag wieder.

Am Sonntag gilt alle Aufmerksamkeit der offiziellen Eröffnung des ESC 2022 und dem Türkisen Teppich, wir werden selbstverständlich auch für Euch von dort berichten.

Wir wünschen Euch ein wundervolles Wochenende und melden uns natürlich auch an diesem Wochenende regelmäßig an dieser Stelle. Nun also kurz etwas Kraft schöpfen, bevor dann in der nächsten Woche die Entscheidungen fallen.

Euer OGAE-Team

(Foto: Stefan Ball)

Franks Nachtgedanken zum 7. Probentag

6. Mai 2022 Frank Albers

Frank schaut zurück auf den 7. Probentag und auf die letzten Einzelproben des 2. Halbfinals

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Editor: Reinhard Ehret

Zweite Probe und Pressekonferenz Tschechien: Harmonischer Dreiklang

6. Mai 2022 Sigi Doppler

Ganz ohne übertriebenen Schnickschnack, sehr harmonisch und geschmackvoll, verlief die heutige Bühnenprobe der tschechischen Band We Are Domi. Die Leadsängerin Dominika Haskova stand zu Beginn der Show in einem lila Hosenanzug mit gleichfarbigen Ohrringen und Halskette inmitten der großen Bühne, umrahmt von ihren beiden Bandkollegen Caspar Hatlestad an der Gitarre und Benjamin Rekstad am Keyboard. Ganz ruhig sangen und musizierten die Drei ihren Song “Lights Off”, wobei nur Dominika ab und zu mit der Kamera flirtete, während sich Caspar und Benjamin völlig emotionslos an ihren Instrumenten festhielten und lediglich durch Beinbewegungen den melodischen Takt ihres Liedes begleiteten.

Grelle Blitze leuchteten durch das meist violette Bühnenbild, während zeitweise die Worte “Lights off” und “We are Domi” auf der Videoleinwand erschienen. Um etwas mehr Bewegung in die Inszenierung zu bringen, irrte Dominika im weiteren Verlauf ihrer Darbietung etwas planlos quer über die Bühne, was den harmonischen Verlauf leider etwas störte. Dazwischen wurden Marmorstatuen altgriechischer Büsten eingeblendet, während das Bühnenbild stetig durch blinkende Lichtspots an ein Blitzlichtgewitter erinnerte. Am Ende trafen sich die drei Bandmitglieder in der vorderen Mitte der Bühne, um sich artig vom Publikum zu verabschieden.

Bei der anschließenden Pressekonferenz, die wieder von Carolina di Domenico geleitet wurde, zeigten sich alle Drei mehr als zufrieden über den gelungenen Verlauf der vorangegangenen Probe. Auch ihr Delegationsleiter und der Bühnenbildner, der als Chef eines größeren Teams für den Aufbau ihres Bühnenbildes verantwortlich ist, waren mit zur PK gekommen. Dabei wurde Dominika von einem der anwesenden Journalisten auf ihren Papa angesprochen, der als Eishockeyspieler mit der tschechischen Nationalmannschaft bei den olympischen Spielen 2006 in Turin die Bronzemedaille gewann. Und das sogar in der Palasport Olimpico, der gleichen Halle, in der diesmal der ESC 2022 ausgetragen wird. Welch ein gutes Omen für Dominika und ihre Band!

                             

Fotos: EBU / Screenshots