
4. Mai 2022 Frank Albers
Die Bühne erscheint während des Auftritts des Kalush Orchestras dunkelorange mit hell leuchtender Sonne im Hintergrund, dazu spielt die Band optisch mit langen Schatten, die die Musiker auf den Bühnenboden werfen. Folkloristische Symbole umtanzen dabei die Band, auch die Figuren in den, aus der Ferne schwarz-rot-gold leuchtenden, Zottelkostümen sind weiterhin wichtiger Bestandteil der Inszenierung. Zum Ende des Auftritts leuchtet die Bühne in den ukrainischen Farben blau und gelb. Im Hintergrund erscheinen zudem weinende Augen, die durch die defekte Drehsonne aber nahezu verdeckt bleiben und kaum zu erkennen sind, der damit geplante Effekt geht somit weitestgehend verloren. Diese Augen und Tränen aber auch die ebenfalls projizierten Hände sollen die ukrainischen Mütter symbolisieren, für die “Stefania” bereits vor dem Krieg geschrieben wurde. Nach Ausbruch des Krieges hat sich diese Symbolik noch einmal verstärkt und bringt nun die Hoffnung auf neues Leben zum Ausdruck.

In der Pressekonferenz ging es stark um die Auswirkungen des Krieges auch auch auf das ukrainische Ergebnis. Die Prognosen der Buchmacher, die die Ukraine derzeit deutlich auf dem ersten Platz sehen, haben die Mitglieder von Kalush Orchestra wahrgenommen, es war ihnen aber wichtig zu betonen, dass bereits vor Ausbruch des Krieges, das Lied bei den Buchmachern realtiv weit vorne lag. Es ginge also auch um die Qualität des Liedes und die Band hofft, dass, sollten sie gewinnen, das Lied aufgrund seiner Qualität gewählt werden wird.
Dennoch wären sie natürlich allen Fans und Musikerkollegen sehr dankbar für die Untertsützung die die Ukraine in diesen extremen Kriegszeiten erhält. Ganz besonders den Vorjahressiegern Maneskins, die ihr letztes Konzert mit “Fuck Putin” beendeten. Dies würde sie selbst immer wieder darn erinnern, dass auch eines ihrer Bandmitglieder nicht mit nach Turin kommen konnte, da er in der Armee unabkömmlich gewesen sei und Kiew verteidige. Die übrigen Bandmitglieder durften das Land nur mit einer Sondergenhmigung verlassen, um am ESC und den Pre-Eurovision-Konzerten teilzunehmen. Diese Sonderstellung würde ihr Verantwortunggefühl, die Ukraine zu repräsentieren, noch zusätzlich erhöhen. Nach dem ESC würden sie wieder nach Kiew zurückkehren und dort u.a. in einer Hilfsorganisation zur Unterstützung der Zivilbevölkerung arbeiten.
In Beug auf ihren Beitrag “Stefania” hätte der Krieg die Auswirkung gehabt, dass das Lied international noch stärker wahrgenommen wurde, aber darauf hätten sie selbstverständlich keinen Einfluss. Das einzige was sie tun könnten wäre, ihren Auftritt so professionell wie möglich vorzubereiten. Ein gutes Abschneiden wäre zudem eine wundervolle Auszeichnung für die ukrainische Musik insgesamt, die überdurchschnittlich divers und aufgrund ihrer starken ethnischen Einflüsse auch recht einmalig sei.
Die Frage nach einem möglichen Austragungsort in Europa für den Fall, dass die Ukraine den ESC gewinnen sollte, beantwortete der Sänger voller Hoffnung aber auch Selbstbewusstsein mit “natürlich in der Ukraine, in einer wieder aufgebauten und stolzen Ukraine”.

(Foto 1. EBU/Screenshot, Foto 2,3: EBU)