Was lässt sich aus dem Bericht der Untersuchungs-Kommission ableiten?

3. Juli 2024 Frank Albers

Der unabhängige Untersuchungs-Bericht zum ESC 2024 liegt vor, wird im vollen Umfang aber nicht veröffentlicht, vermutlich primär aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes einzelner Verantwortlicher und des Datenschutzes.

Aber die EBU hat erste Konsequenezen aus dem Bericht abgeleitet und getroffen, die ihr hier bei uns nachlesen könnt.

Was bedeuten diese Entscheidungen?
1. Es wird zwei neue Ämter geben: einen “Head of ESC Brand and Commercial” sowie übergeordnet einen “ESC-Direktor”. Der ESC-Direktor wird dem ESC-Supervisor (Martin Österdahl) und dem neuen Head of ESC Brand and Commercial übergeordnet. Dies bedeutet faktisch eine stärkere Kontrolle des Supervisors, auch wenn es offiziell der Entlastung des Supervisors dienen soll, der sich somit auf seine Kernkompetenzen konzentrieren kann.
2. Die Entscheidungs-Kompetenz über u.a. die endgültige Teilnehmer-Liste soll auf eine breitere Basis gestellt werden, sprich es sollen zukünftig mehr Meinungen gehört werden darüber, wer teilnehmen darf und wer nicht. Dies betrifft aber auch darüber hinaus gehende wichtige Themen wie z.B. die zukünftige Rolle der Head of Delegations und der Verantwortung der Künstler und Künstlerinnen selbst, die ESC-Regeln zu achten und einzuhalten.
3. Das Regelwerk und die Philosophie des ESC soll für alle Mitwirkende incl. Künstler leichter verständlich und zugänglicher werden, daran wird in den kommenden Monaten gearbeitet werden.
4. Die Sicherheitsbestimmungen (incl. Cypersicherheit) sollen überdacht und neu aufgestellt werden.
5. Die Zusammenarbeit mit Medien, Fangruppen und Influencern soll ausgebaut werden, um einen “Show für alle” auch zukünftig garantieren zu können.

Interessant in den Beschlüssen der EBU ist, dass nicht nur die Delegationen und Sender stärker in die Pflicht genommen werden sollen, die Ideale des ESC mitzugestalten und auch einzuhalten sondern auch an die Künstler selbst appeliert wird, die Philosophie des ESC zu leben und zu akzeptieren. Letzteres zielt vermutlich auch auf das Verhalten beispielsweise des Niederländers Joost Klein hinter den Kulissen (was zu seiner Disqualifikation führte) und der eindeutigen pro-palästinensischen Stellungnahme während ihres Live-Auftritts der Portugiesin Iolanda.
Die angestrebte engere Zusammenarbeit mit den Fangruppen nehmen wir als OGAE natürlich erfreut zur Kenntnis. Wir werden beobachten (und begleiten) wie sich dies entwickeln wird.