erste Generalprobe zum zweiten Semifinale
Heute nachmittag ging die erste Generalprobe fuer das zweite Semifinale ueber die Buehne. Hier wieder eine - natuerlich - rein subjektive Einschaetzung aus der Halle, denn Halleneindruck und Fernsehbild unterscheiden sich, wie das erste Semifinale beeindruckend zeigte, enorm.
Die Show beginnt mit einer klassisch angehauchten mystischen Performance, in der Fabelwesen angedeutet werden und diese dann von den bereits bekannten roten und blauen Taenzern umringt werden. Insgesamt etwas verwirrend, aber die Kommentatoren werden den tieferen Sinn sicherlich erlaeutern.
Den Auftakt macht Island: energetisch, sympathisch, mitreissend - das sind die Attribute dieses Auftritts. Beide Saenger waren stimmlich sauber, jede Bewegung sass, eine schoen anzusehende, aber keinesfalls ueberinszenierte Choreographie. In der Halle machte sich sofort Discofeeling breit.
Schweden: anfangs hatte Charlotte richtige Probleme, die Toene zu treffen, ueberhaupt wollte sie offensichtlich nicht alles von sich geben und zeigen. Nach Island verblasste Charlotte etwas. Sie marschierte zu Beginn ueber eine flugs auf der Buehne aufgebaute Treppe. Nach und nach erschienen die Backgroundsaenger. Die Tanzperformance wird am Donnerstag sicherlich spritziger und schwungvoller als heute ausfallen. Auffallend ist wiederum, dass die Kamerafuehrung ausgezeichnet ist, waehrend bei anderen Beitraegen die Kamera Probleme hat, den Geschehnissen auf der Buehne zu folgen.
Tuerkei: auf der Videowand im Hintergrund werden folkloristische tuerkische Elemente gezeigt, waehrend die Jungs auf der Buehne rocken. Ein sehr solider Auftritt. In der Halle gab es hierfuer grossen Applaus.
Die spektakulaerste und einfallsreichste Inszenierung aller Beitraege 2008 stammt aus der Ukraine. Eine illuminierte Spiegelwand, in der abwechselnd die Backgroundsaenger angeleuchtet werden, dazu eine bis in das letzte Detail ausgefeilte Choreographie und eine dynamische Ani Lorak fesselten den Blick der Zuseher. Dass es um die Musik geht, das vergisst man fast.
Litauen: Jeronimas (weisses Hemd, schwarze Lederhose) stand alleine auf der Buehne, die vollkommen abgedunkelt wurde. Stimmlich sehr sauber und kraftvoll schmetterte er in Richtung einer Mondsilhouette. Dieser Beitrag hebt sich damit von den bisherigen, rhythmusbetonten Nummern ab.
Albanien: wer nicht wuesste, dass Olta 16 Jahre alt ist, wuerde sie erheblich aelter schaetzen. Die albanische Delegation verpasste ihr ein nabelfreies schwarzes Kostuem, dazu eine nicht wirklich jugendlich wirkende Frisur. Nach den ersten fuenf Krachern wirkte Albaniens Beitrag ernuechternd leise, obwohl Olta sauber und hingebungsvoll sang.
Dann kam er: Paolo. Gewinnend blickte er, in einen dunklen Anzug gekleidet, in die Kameras. Im Gegensatz zur ersten Praesentation des Liedes im Schweizer Fernsehen hampeln die Taenzer nicht herum, sondern nutzen geschickt die gesamte Buehne aus. Pyrotechnik, die soweit das bei Pyrotechnik moeglich ist, dezent eingesetzt wurde, gab einen passenden Rahmen fuer eine in der Halle gefeierte Ballade.
Tschechien: bei der Wahl zur Miss Eurovision 2008 wuerde sie sicherlich ganz weit vorne landen. Stimmlich fehlten aber Sicherheit und Power. Nett choreographiert, aber eben insgesamt zu harmlos, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Weissrussland: Der Saenger und seine Backgroundsaenger platzierten sich auf erleuchteten Halbkugeln. Leider traf Ruslan viele Toene nicht sauber, was seinen Vortrag gewaltig entkraeftete. Auch hier gab es nur verhaltenen Beifall, da der Funke nicht uebersprang, obwohl das Lied sehr laut dargeboten wurde.
Lettland: hier scheiden sich die Geisteer. Waehrend die einen die Piratennummer kultig finden, schuetteln sich andere ob des Drehens an einem Steuerrad, verzweifelten Saebelrasselns und einer manchmal hilflos wirkenden Choreographie, die die Buehne nicht ausnutzt. Auch hier gibt es stimmlich noch einiges zu verbessern.
Kroatien: eine barfuessige Taenzerin wirbelt virtuos ueber die Buehne, waehrend der Saenger still an seinem Platz stehen bleibt und der in einen weissen Anzug gekleidete ruestige Galan mit einem Spazierstock in der Hand vom einen Ende der Buehne zum anderen schlendert - dort sollte er sich auf einen Stuhl setzen, hatte aber beim ersten Versuch Schwierigkeiten damit. Letztlich scratchte er dann auf einem Grammophon. Dies wurde von der sich im Tempo steigernden Musik untermalt, was vielen ein Laecheln ins Gesicht zauberte.
Bulgarien: Ein Auftritt, der durch die gegensaetzlichen Choreographieelemente nicht als stimmig angesehen werden kann. Zunaechst ein perfekter Breakdance, dann der Bruch, als die Saengerin in einem roten wallenden Etwas (natuerlich mit Strapsen, Schleifen auf dem Ruecken) sich Muehe gab, der Melodie nachzujagen. Ein unberechenbares Lied.
Daenemark: der sehr sympathische Simon - graue Hose, weisses Hemd, Hosentraeger, Schirmmuetze - marschierte laessig und froehlich beschwingt, passend zu dem daenischen Happysound ueber die Buehne. Trotz der in der ersten Probe gezeigten stimmlichen Wackler ein flockiger Auftritt.
Die arme Diana muss tatsaechlich auf ueberhoehten Stiefeln auf der Buehne stehen, singen und sich mit den Armen bewegen. Gut, dass man nicht zeigt, wie unsanft sie von ihren Backgroundsaengern auf die und von der Buehne gezerrt wird. Insgesamt ein eher mitleiderregender Auftritt. Der Fernsehzuschauer wird hiervon nur die Darbietung eines einfach gestrickten Liedes mit blasser Choreographie mitbekommen. Der einzige Hoehepunkt des Liedes - die Metamorphose der urspruenglich in Schwarz singenden Mannschaft in eine weisse Friedenscombo ("Trick" der uebergestuelpten Bettdecke) misslang in der Probe voellig.
Ungarn: ein ruhiger, mit Kerzenstaendern und Klavier auf der Buehne romantisch inszenierter Auftritt. Csézy sang makel- und schnoerkellos in ihrem zeitlos wirkenden, violett-weiss-grauen Kleid. Praedikat unauffaellig - dennoch kann Ungarn auch 2008 zur grossen Ueberraschung werden, da dieser Beitrag von vielen unterschaetzt wird.
Malta: wieder ein echter Kracher. Haemmernde Technobeats mit russischen Trinkanfeuerungen heizen dem Publikum ein. Alle sind in schwarz gekleidet, Morena flirtet mit der Kamera und schuettelt wild ihr Haar. Sie gibt alles.
Zypern: Orange ist nicht wirklich die Farbe, die Evdokia gut zu Gesicht steht. Die bekannte Choreographie aus der Vorentscheidung - folkloristisch angehauchte Tanzeinlagen, Tischhebungen - praesentierten die Zyprer souveraen. Den Tempiwechsel konnte das Publikum in der Halle nicht wirklich folgen.
Mazedonien: dieser Auftritt wirkte erstaunlich uninspiriert; man hatte den Eindruck, dass die Saenger cool sein wollten, es aber nun einmal nicht sind. Die Choreographie liess keine klare Linie erkennen, was die Performance insgesamt etwas unkoordiniert und zufaellig wirken liess.
Portugal: die nachfolgenden Worte sind wirklich rein subjektiv, aber der portugiesische Auftritt hinterlaesst Gaensehaut und tiefe emotionale Spuren. Vania sang um ihr Leben mit einem siegessuechtigen Blick in den Augen. In einem gewaltigen schwarzen Kleid imponiert sie als maechtige "Dame der Meere". Die Choreographie - einfach perfekt - symbolisiert das Wogen der See. Stimmlich war dies unuebertrefflich der Hoehepunkt des Semifinales. Taschentuecher bitte bereithalten, denn dieses Lied wird viele ergreifen, beruehren und mitreissen.
Nun geht es in wenigen Minuten zur zweiten Generalprobe, von der wir dann natuerlich umgehend berichten werden.
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