erste Probe fuer das erste Semifinale
Hallo aus Belgrad auch von mir und natuerlich auch von mir eine rein subjektive Wertung des Geschehens.
Das Intro besteht aus getanzten Eurovisionshits, begleitet und musikalisch untermalt von einer Swing-Big-Band. Hier scheiden sich die Geister, jedenfalls aber der erste Anlass, den gekuehlten Prosecco zu leeren, denn Lachen tut sehr gut.
Montenegro besteht aus einer einfachen Choreographie, wobei der Saenger sehr sicher wirkt und stimmlich aus meiner Sicht makellos blieb. Ein sauberer, wenn auch nicht vom Tisch reissender Opener.
Israel ist wohl perfekt in Szene gesetzt, denn Boaz singt zunaechst auf der voellig abgedunkelten Buehne im Hintergrund, um dann langsam nach vorne zu treten, waehrend der Song sich steigert. Muskelshirt und Blendaxlaecheln verzaubern sicherlich viele.
Estland erscheint als Klamauknummer, aber die drei Protagonisten standen sehr selbstsicher auf der Buehne und freuten sich sichtlich. Schwungvoll und bunt, aber ob das reichen wird...
Der moldawische Auftritt kann mit dem aus der Vorentscheidung nicht verglichen werden. Geta haelt, barfuss auf einem weissen Sofa sitzend und dann stehend, einen grossen, lieben Teddybaer im Arm. Ob der Teddy sie schon jetzt troesten soll, entzieht sich der Kenntnis aller.
San Marino: ein ruhiger, unauffaelliger Auftritt, aber stimmlich sauber und gefaellig dargeboten.
Bei den Belgiern laechelt die Halle, denn wohl jeder schnippt im Rhythmus mit. Ein rot-weisses Kleid der Saengerin, dazu ein keckes Wackeln mit der Huefte - das kommt sehr sympathisch und echt.
Aserbaidschan nutzt alles, was eine Buehne hergeben kann. Kreischende Stimmen (auf gekonntem Niveau), ein Folterstuhl, Pyrotechnik, Engelsfluegel - dieser Auftritt wird in die ESC-Geschichte eingehen, ob Kult oder hohe Kunst, das wird sicherlich bald hier heftig diskutiert werden.
Slowenien hat es sehr schwer, nach dem Newcomer aus Aserbeidschan zu ueberzeugen. Motorradhelme, dazu ein illuminierter Kaefig, grelle Kostueme ergeben das Bild einer abgefahrenen Nummer, die sicher ihre Fans finden wird. Allerdings muss Rebeka noch an ihrer Treffsicherheit arbeiten, dann wird es auch mit der Melodie klappen.
Wohltuend ruhig und unspektakulaer erscheint die in fabelhaftes Blau gewandete norwegische Maria mit ihren Damen. Sie erntete grossen Applaus. Aber Norwegen gilt ja schon lange als ein Geheimfavorit.
Polen: Isis ist mit ihrem perfekten Laecheln, der durchgehenden (im wahrsten Sinne des Wortes - das wird auch das Publikum wahrnehmen) Solarienbraeune eine sicherlich fuer den einen oder anderen Zuschauer hoechst begehrenswerte Frau. Ach ja, sie singt auch; nicht alle Toene kamen in der richtigen Staerke und Tonlage, aber es ist ja noch Zeit.
Irland: zugegebenermassen erzeugt der Truthahn immer noch Gelaechter, auch wenn der Auftritt etwas ueberladen wirkt und fast zu viel auf der Buehne geschieht, dass der Truthahn hinter halbnackten befederten Taenzern und aufgetakelten Primadonnen verschwindet. Der Text des Liedes war in der Halle kaum zu verstehen.
Gisela aus Andorra wurde in ein wenig vorteilhaftes Gold gesteckt und hielt ihre Stimme noch sehr zurueck. Der Song ist einfach zu catchy, als dass hier keine Begeisterung in der Halle aufkaeme. Offensichtlich hat Gisela die erste Probe noch mit angezogener Handbremse absolviert.
Der bosnische Auftritt wird die deutsche Hausfrau erfreuen. Wann gab es je eine Waescheleine auf einer ESC-Buehne, auf die Unterwaesche gehaengt wird, begleitet von dem Gesang strickender Braeute. Sehr grosser Applaus in der Halle, da Laka in der Tat spritzig und energetisch agiert.
Eine perfekte, interessante und einfallsreiche Choreographie untermalt die schon in der ersten Probe sehr sichere Sirusho aus Armenien. Ein geschickt gewaehltes weiss-graues Kleidchen, dazu harmonisch abgestimmte Tanzbewegungen - hier wird ein Finaleinzug sicher sein.
Hind aus den Niederlanden kann ebenfalls ueberzeugen, da bei ihrem Auftritt ob der taenzerischen und stimmlichen Leistung der Funke ueberspingt. Allerdings ist es sehr schwierig, sich nach der starken armenischen Leistung abzuheben.
Die finnischen Jungs rocken sich das Herz aus dem Leib. Pyrotechnik vom Feinsten. Wer diese Art von Musik mag, wird begeistert sein.
Rumaenien praesentiert danach den stilistischen Kontrapunkt. Ergreifend kraftvoll schmettern beide Saenger ihre Ballade, er in Jeans und Sakko, sie im dunklen Abendkleid.
Dima Bilan's Auftritt wird man lieben oder veraechtlich als Kitsch und ueberladen bezeichnen. Jewgeni Pluschenko darf Pirouetten drehen, ein Geiger fiedelt sich auf der Eisflaeche einen ab, waehrend sich Dima barfuessig am Boden waelzt und theatralisch inszeniert.
Kalomira praesentiert eine typische griechische Tanznummer, durchsteigt dann ein aufklappbares Herz und wirbelt ueber die Buehne. Im Semifinale wird sie sicherlich vollends aus sich herausgehen, denn heute beliess sie es zunaechst bei einer noch gedaempften Version des Auftritts.
Ueberschattet wurde die Probe von grossen technischen Problemen, die aber ebenso wie die eine oder andere Unsicherheit bei einigen Auftritten in den naechsten beiden Probendurchlaeufen ueberwunden werden wird.
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