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Meet & Greet Estland: Der einsame Cowboy

3. Mai 2022 Sigi Doppler

Mit einem betörenden Lächeln betrat der sympathische Schlaks Stefan die Bühne und teilte dem Moderator gleich mit, dass er seine Gitarre mitgebracht habe, der er heute noch einen Namen geben wolle. In Anspielung auf seinen ESC-Beitrag meinte er “Vielleicht sollte ich sie “Hope” nennen”? Mario Acampa signalisierte ihm, dass dies eine gute Idee wäre und fortan war Stefans “bestes Stück”, wie er seine Gitarre nannte, nicht mehr namenlos.

Freimütig erzählte er, dass er sich zum ersten Mal in Turin aufhält und von dieser tollen Stadt, die Kultur,Tradition und Moderne verbindet, ganz begeistert ist. In Italien, beispielsweise in Rom und Venedig, sei er zwar schon früher gewesen, aber Turin fehlte ihm noch und auf diese Stadt will er sich, soweit es die freie Zeit zwischen den Auftritten zulässt, in den nächsten Tagen total gerne noch intensiver einlassen. Auch von der ESC-Bühne, auf der er bei der Probe vor einer guten Stunde zum ersten Mal stand, sei er ganz begeistert, schwärmte Stefan in den höchsten Tönen. Wie er sagte, ist der Sound einzigartig gut und die Möglichkeiten ein phänomenales Bühnenbild zu entwerfen sind für ihn und seine Crew geradezu unerschöpflich. Momentan ist er sich nur noch nicht ganz sicher, ob für sein Outfit die Farbe Schwarz oder Beige besser passt. “Momentan tendiere ich mehr zu Schwarz, so wie Johnny Cash” meinte er lachend.

Mit seinem Landsmann und Freund Karl-Ander Reismann, der in den letzten Jahren schon häufiger mit erfolgreichen Liedern im Finale von Eesti Laul vertreten war und der für viele estnische Künstler, darunter der erfolgreiche ESC-Teilnehmer von 2012, Ott Lepland, schon Hits schrieb, komponierte Stefan sich diese Cowboy-Ballade direkt auf den Leib. Als er gefragt wurde, ob sein Lied eine besondere Botschaft hat, sagte er: “Das ist ganz einfach, wir alle brauchen gerade jetzt in dieser Zeit Hoffnung. Hoffnung auf Frieden in der Welt und Hoffnung auf eine sorgenfreie Zukunft.”

Als Stefan gefragt wurde, ob es Jemanden gibt, der oder die ihn besonders inspiriert, kam die prompte Antwort, dass es seine ältere Schwester ist, die ihn in allen Dingen am meisten beeinflusst hat. “Ohne ihre Einflussnahme hätte ich vermutlich nicht mit dem Singen angefangen und ohne sie wäre ich heute nicht da, wo ich jetzt bin. Sie war und ist wirklich sehr wichtig für mich.” Da seine Familie ursprünglich aus Armenien stammt und seine Großmutter dort immer noch zuhause ist, erzählte er auch davon, dass sie ihm einmal ein altes armenisches Volkslied beigebracht hat, das er auch heute noch bei vielen Gelegenheiten gerne singt. “Wenn ich meine Gitarre in die Hand nehme und dieses Lied anstimme, überkommt mich immer noch so ein ein wunderschönes Gefühl von Geborgenheit, wie ich es bei meiner Oma immer spüren durfte.” Sie habe ihm vor vielen Jahren auch das Kreuz geschenkt, das an seiner Halskette hängt. Seither ist es sein Talisman, der ihn beschützt. Auf Mario’s Bitte stimmte Stefan das Lied seiner Großmutter nun auch beim Meet & Greet an und man konnte spüren, wie sehr diese einfache und einschmeichelnde Melodie ihn noch immer erfüllt. Außer diesem armenischen Lied sei er auch sehr von amerikanischer Musik beeinflusst und nicht zuletzt auch von dem italienischen Sänger Adriano Celentano.

Natürlich durfte Stefan, der von einem estnischen Magazin kürzlich zum Sexiest Man Estlands gewählt wurde, das Meet & Greet nicht verlassen, ohne noch einige Takte seines ESC-Beitrages “Hope” gesungen zu haben. Er tat es so emotional und gefühlvoll, wie ein einsamer Cowboy, mit dem man sich am liebsten am Lagerfeuer niederlassen würde.

Fotos: EBU / Screenshot