Noch 43 Tage bis zum Eurovision Song Contest 2024

Meet & Greet Israel: Vom Supermarkt zum Songcontest

2. Mai 2022 Sigi Doppler

Ganz beschwingt, aufgedreht und lässig tänzelte der sympathische Israeli Michael Ben David mit den Worten “O my god, I’m so glad to be here” dem Moderator Mario Acampa direkt in die Arme. Sogleich war eine frische und ungezwungene Atmosphäre hergestellt, die sich (fast) während des gesamten Interviews durchzog.

Michael Ben, der wie er sagte, zum ersten Mal in seinem Leben in Italien weilt, erzählte sogleich, dass er mittlerweile mit Netta, der Siegerin des Songcontests von 2018 eine wunderbare Freundschaft pflegt. Sie war es auch, die ihm einige Tips für Turin mit auf den Weg gegeben hat und die ihm sagte: “Sei einfach Du selbst und betrachte jeden Tag, den Du dort erleben kannst, als großes Geschenk.” Genau das sei ihm gerade durch den Kopf gegangen, während er seine erste Probe auf dieser fantastischen Bühne absolvierte. “Das war so ein unglaubliches Glücksgefühl, das ich verspüren durfte, während wir vorhin probten. Ich glaube, etwas Schöneres kann man kaum erleben” schwärmte er völlig hingerissen.

Überhaupt klingt seine Geschichte wie ein modernes Märchen, wenn er erzählt: “Vor sechs Monaten war ich noch ein kleiner Kassierer in einem Supermarkt und nun stehe ich als Solist auf der Bühne des Eurovision Songcontests. Manchmal kann ich es selbst kaum glauben” Alles begann damit, dass seine Kolleg*innen im Supermarkt ihn immer wieder aufforderten, sich doch mal bei X-Faktor zu bewerben, was er dann auch tat. Völlig überraschend gewann er den Wettbewerb und bekam gleichzeitig die Direktnominierung, als Vertreter Israels beim Songcontest 2022 dabei zu sein. Schmunzelnd ergänzte er dann noch: Aber wer weiß, wie das alles weiter geht, vielleicht sitze ich bald schon wieder an der Kasse im Supermarkt.”

Noch bevor er den Job an der Supermarktkasse hatte, besuchte er eine Schauspielschule, die sich auch mit Musicals beschäftigt. Noch während er davon erzählte, reckte er sein rechtes Bein kerzengerade in die Höhe und sang mit hoher Falsettstimme das Lied “Memories” aus dem Musical Cats. Direkt danach fiel er seinem Gegenüber Mario in die Arme, der völlig überrascht meinte: “Hoffentlich haben wir jetzt Deinen Boyfriend nicht eifersüchtig gemacht.” Daraufhin erzählte Michael Ben von der großen Liebe, die ihm sein Partner schenkt und die ihn so stark macht.

Als er nach seiner Mutter gefragt wurde, die von einer ukrainischen Familie aus Kiew stammt, wurde die Stimmung  dann doch etwas nachdenklich und getrübt. Mit traurigem Blick erzählte er, dass sein Onkel mit seiner Familie noch immer in Kiew lebt und dass sie aus patriotischen Gründen dort nicht weggehen wollen. “Wir hätten so gerne, dass sie zu uns nach Israel kommen, aber sie wollen um keinen Preis ihr geliebtes Land verlassen, das momentan so brutal zusammengebombt wird. Das macht mich sehr, sehr traurig und ich habe große Angst um sie” sagte er mit tränenerstickter Stimme.

Schnell hatte er sich dann zum Glück wieder gefangen, als Mario ihn darauf aufmerksam machte, dass seine vier Tänzer gekommen seien und ob er sie nicht auf die Bühne rufen möchte. Sofort hatte er wieder dieses unwiderstehliche Lächeln in seinem Gesicht und rief “O my beautiful dancers, please come to me on stage”. Das ließen die ganz in schwarz gekleideten Jungs sich nicht zweimal sagen und stürmten zu ihm auf die Bühne, um mit ihm gemeinsam ein paar Tanzbewegungen im Rhythmus ihres ESC-Beitrags “I.M” zu zelebrieren. Mit einer innigen Umarmung von Michael Ben mit Mario und den Worten “I love you” und “I love you too” endete die gefühlsbetonte Meet & Greet Plauderei.

Fotos: EBU/ Screenshot