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Meet & Greet Polen: Flucht vor dem Dämon

3. Mai 2022 Reinhard Ehret

Krystian Ochman, der griffigerweise aktuell nur unter seinem Familiennamen firmiert, wirkte bei seinem heutigen Interviewtermin im Presseraum deutlich markanter und charismatischer, als wir ihn aus der polnischen Vorentscheidung in Erinnerung haben. Auch seine stimmlichen Kostproben, zu denen er vom erneut sehr anstrengenden Fragesteller Mario genötigt wurde, wussten zu faszinieren. Ein Fragment aus „It?s Now Or Never“ (O sole mio) konnte da besonders überzeugen. 

Sein Lied „River“ habe man minimalistisch inszeniert und es handle davon, den Dämonen zu entfliehen. Es sei wichtig, Pausen vom Stress zu erlangen, um immer wieder zum Luftholen und zur Erholung zu finden. Dass ihm manche eine Siegesfavoriten-Rolle zuerkennen, beschäftige ihn nicht, sagte Krystian. Er konzentriere sich völlig auf seinen Auftritt; schließlich seien alle Künstler dieses Wettbewerbs großartig und jede Delegation mache dem Zuschauer ein sehr gutes musikalisches Angebot.

Krystian ist in den USA geboren und wählte den zunächst ungewöhnlich erscheinenden Weg aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten in die Heimat seiner Vorfahren, nach Polen. Dort genießt er, wie er schwärmt, eine phantastische akademische Gesangsausbildung. Sein Großvater, seines Zeichens ein herausragender Operntenor, sei ein wichtiger Mentor für ihn, aber auch seine ganze Familie fördere ihn bestmöglich, wobei ihm seine Mutter Dorota die schärfste und ehrlichste Kritikerin ist; aber das sei für ihn sehr wichtig. Ansonsten scheint der junge Sänger äußerst diszipliniert zu sein: Er schläft jede Nacht mindestens acht bis neun Stunden und trinkt täglich drei bis vier Liter Wasser, aber auch gutes Essen trüge dazu bei, fit zu bleiben und die Stimme gut trainiert zu halten. Diese bescheidene Beharrlichkeit und professionell-künstlerische Disziplin könnten Faktoren dafür sein, ihn und sein Lied in der Tat sehr weit nach vorne zu bringen.

Foto oben: EBU/Screenshot – Foto unten: EBU