Meet & Greet Schweiz: Vom Lachen und Weinen

30. April 2022 Reinhard Ehret

Ein sichtlich erhitzter Marius Bear saß soeben neben der begeisterten Fragestellerin Laura Carusino, der sein Lied «Boys Do Cry» ganz offensichtlich außerordentlich gut gefällt. Marius konnte bei seinem ersten Auftritt im Pressezentrum auf überzeugende Weise verdeutlichen, dass er ein Musiker aus Leidenschaft ist. Schon als Kind sei das sein großer Wunsch gewesen, auch wenn er beruflich erst einmal andere Wege ging. Die Musik sei in seinem Leben wie eine große Reise. Sie mache es möglich, anderen Menschen zu begegnen und Teil ihres Lebens zu werden. Das sei die Magie des Musikmachens.

Sein Lied ist keine Ballade, erklärte Marius, sondern ein sehr intimes, leises Lied. Er ist fasziniert vom Crooning-Gesanggstil der 20er-Jahre, als nach der Entwicklung des Mikrofons auf einmal sehr romantische und sanfte Lieder auf sehr ruhige Weise gesungen wurden – auch von Louis Armstrong. Und in der Tat: Als Marius zum Ende der kleinen virtuellen Pressebegegnung sein Lied a capella sang und seine Stimme in einer faszinierenden Unmittelbarkeit erklang, fühlte man sich an Louis Armstrong erinnert – nicht zuletzt durch das leicht kratzende Hauchen bei gleichzeitig wohligem Stimmvolumen. Marius Bear ist ein emotionaler Mann, wie er sagt. Er weint und lacht, wenn ihm danach ist. Wichtig ist das Authentischsein. Wenn man seine Gefühle nicht rauslässt, ist man zwangsläufig nicht man selbst. 

Was sein Lied ausmacht? Es ist ein ganz kleines Lied auf einer ganz großen Bühne. Genau dieser intime Gegensatz sei es, der ihn fasziniere. Auf die Frage, ob nach den Erfolgen von Luca Hänni und Gion’s Tears ein Schweizer Sieg so nah wie nie zuvor wäre, bekannte Marius: «Ja, natürlich» und unterdrückte dabei ein ironisches Augenzwinkern. Die Schweiz hat einen großartigen Musiker ins Rennen geschickt, der voller Überzeugung sein stilles Lied in die Arena und in die heimischen Wohnzimmer singen wird. Er sei aufgeregt und gleichzeitig glücklich, verriet er. Ob er im Laufe seines Eurovisionsabenteuers mehr lachen oder mehr weinen muss, wird sich noch herausstellen; aber eines ist dabei sicher: Er wird authentisch bleiben.

(Foto: EBU/Screenshot)