
20. Juli 2023 Frank Albers
Norwegen wird voraussichtlich einen Umbau des Votings beim Eurovision Song Contest vorschlagen, bei dem Jurys einen geringeren Prozentsatz der Gesamtpunkte ausmachen.
Stig Karlsen, Norwegens Head of Delegation, berichtete, dass sein Land die EBU bitten wird, das Gewicht der Jurystimmen zu verringern, um der Öffentlichkeit mehr Entscheidungsbefugnis über den Wettbewerb zu geben.
In einem ausführlichen Interview mit dem Eurovíziós-Podcast sagte Karlsen, er habe das Gefühl, dass das öffentliche Interesse am Eurovision Song Contest nachlassen würde, wenn Lieder, die im Televote gut abgeschnitten hätten, den Wettbewerb nicht gewinnen würden. Daher ist er der Meinung, dass das Gewicht der Jury-Stimme auf 40 % oder sogar 30 % der Gesamtpunktzahl reduziert werden sollte. Allerdings verzichtete Karlsen darauf, die vollständige Abschaffung der Jurys zu fordern. Während des Interviews sprach er über die Bedeutung der Jurys, um die Spannung der Show aufrechtzuerhalten und den Einfluss der Blockabstimmung zu verringern.
Die Abstimmung sorgte insbesonders in diesem Jahr für heftige Debatten. Loreen gewann den Wettbewerb mit „Tattoo“ für Schweden, aber Käärijäs ?Cha Cha Cha? war mit 376 Punkten der klare Gewinner des Televotings. Obwohl „Tattoo“ von den nationalen Jurys die meisten Punkte erhielt, schaffte das Lied es nicht, einen einzigen ?douze point? beim Televoting zu erreichen.
In den Tagen nach dem großen Finale forderte Karlsen eine Neubewertung des Jurysystems und sagte damals:
?Das Jurysystem beim Eurovision Song Contest muss unbedingt evaluiert werden und die Debatte ist sehr willkommen. Auch in der Vergangenheit gab es einen Unterschied zwischen der Jury und dem Publikumsvotum, doch in diesem Jahr ist dieser deutlich ausgeprägter geworden. Die Leute hatten offensichtlich einen anderen Gewinner. Die Tatsache, dass eine 185-köpfige Jury so viel Macht haben sollte wie Millionen von Fernsehzuschauern, ist fraglich.?
Später bestätigten Berichte aus Norwegen, dass der Sender NRK im Dialog mit der EBU über das aktuelle Jury-Abstimmungssystem stehe.
Obwohl Norwegen nun vermutlich direkt eine Änderung des Votings fordern wird, ist die EBU nicht verpflichtet, einen solchen Vorschlag anzunehmen. Alle Änderungen an den Regeln des Eurovision Song Contest müssen von der ESC Reference Group ratifiziert werden, die die Regeln des Wettbewerbs 2024 voraussichtlich erst im Januar festlegen wird.