
4. Mai 2022 Sigi Doppler
Leider wurde die Online-Übertragung der heutigen Probe Albaniens aufgrund einer technischen Panne verhindert, so dass die per Online akkreditierten Journalisten und Fans leider nicht sehen konnten, worüber sie gerne berichten würden. Lediglich ein paar kurze Schnipsel waren zu erhaschen, bei denen man sah, dass Ronela unter einem langen aufgeknöpften Kleid einen silbernen Body trägt. Das Bühnenbild erscheint sehr lebhaft und schrill. Vier Tänzer mit nacktem Oberkörper und schwarzen Röcken umtanzen sie und stemmen sie temperamentvoll in die Höhe, während sie ihren Kopf heftig dreht, so dass ihr langer Haarzopf um ihren Kopf kreist. Schon an diesem kleinen Ausschnitt war zu erkennen, dass man offenbar eine ziemlich laszive Inszenierung präsentieren wird.

Bei der von Carolina di Domenico geleiteten Pressekonferenz erschien Ronela fast vollständig „eingepackt“ in einem vollkommen zugeknöpften weißen Kleid, mit Handschuhen und einem überdimensionalen silbernen Hut mit vielen Fransen, die in ihre Stirn hingen. Außer ihren Unterarmen und ihrem Gesicht war sie vollständig „zugehängt“ und ironisch gab sie zu verstehen, dass es besser wäre, das Wesentliche des Körpers zu verstecken, um die Neugier zu wecken. Augenzwinkernd ergänzte sie, dass sie sich außerdem vorgenommen habe, familienfreundlich und weniger sexy bei der offiziellen Presskonferenz zu erscheinen.

Über die vorangegange Probe, bei der es noch viele technische Fehler gab, zeigte sich Ronela überhaupt nicht „amused“. Andererseits ist sie davon überzeugt, dass die Aufführung umso perfekter wird, wenn bei den Proben einiges schief läuft. Mit ihr zur Pressekonferenz gekommen sind die Pressechefin Ilona, sowie ihr Choreograph, ihr Stylist und ihr Make-up Artist.

Auf die Frage, welchen Rat sie anderen Frauen geben würde, die an sich zweifeln und die unsicher sind, berichtete Ronela, dass auch sie als junges Mädchen oft gehänselt wurde. Dann hätte sie aber gemerkt, dass die anderen nur neidisch waren und dass man sich um deren dummes Geschwätz gar nicht kümmern sollte. „Erst als ich das kapiert hatte, konnte ich selbstbewusst nach vorne schauen und erfolgreich sein.“ Als sie nach ihrem verstorbenen Vater gefragt wurde, hatte man den Eindruck, dass sie ein paar Tränen unterdrückt. Dann erzählte sie, dass sie ihn sehr lieb hatte, dass er ihr wichtigster Ratgeber war und dass sie auch heute noch in schwierigen Situationen überlegt, was er ihr raten würde.

Sie ist einfach happy, als Vertreterin ihres Heimatlandes beim ESC dabei zu sein, auch wenn sie nicht damit rechnet, den Sieg davonzutragen. „Die Hauptsache ist ohnehin das Dabeisein und die Tatsache, dass ich in der kurzen Zeit, seit wir hier sind, schon so viele großartige Künstler aus den verschiedensten Ländern Europas kennenlernen durfte, mit denen ich am liebsten eng zusammenarbeiten würde“. Außerdem durfte sie seit ihrem Sieg beim Festival i Kenges schon so unglaublich viel Zuneigung von Menschen erfahren, die sie noch vor wenigen Wochen überhaupt nicht kannten. Dann sagte sie noch: „Das Miteinander und die Verbundenheit so vieler Menschen aus allen möglichen Ländern Europas ist eine Garantie für den Frieden untereinander und überhaupt das Beste an der Eurovision, die wir alle so sehr lieben“. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Fotos: EBU / Screenshot