15. Mai 2021 Reinhard Ehret
Man müsste gar nicht so hochtönig schreien. Ob das mal jemand Herrn Cantó gesagt hat? Die Gefahr, beim hohen ?Haahaahaahaa?-Teil zum vermeintlichen Höhepunkt seines Beitrags, marginal neben der vorgesehenen Tonlage zu landen, ist beträchtlich. Das musste Blas in der heutigen Probe feststellen. Außer den im Pressezentrum anwesenden spanischen Akkreditierten haben diese Missklänge auch alle gehört. Allerdings verriet er uns später, dass es nicht zu seinen Stärken gehört, zur Mittagszeit zu singen. Er freue sich, dass der Contest am Abend stattfindet.
Dennoch: Der Spanier schien heute nervöser als bei seiner ersten Probe, was man auch seinem leichten Zittern bei den Naheinstellungen seiner Hände erkennen konnte. Gleichwohl sah er auch heute wieder blendend aus und schmetterte seine Pop-Ballade mit vollem Engagement in die leere AHOY-Halle. Dass das Liebeslied in der Inszenierung mit der übergroßen Mondkugel von sechs Metern Durchmesser – man befürchtet stets, dass sie auf den armen iberischen Barden herniederfallen könnte – die gewünschte emotionale Wirkung beim Jury und Publikum zu erzielen vermag, bezweifeln hier viele.
Sympathisch ist er allemal, nicht zuletzt deshalb, weil es sich um einen leidenschaftlichen Sänger handelt, der nie eine berufliche Alternative – wie er vor der Presse – in Betracht zog. Wenn er nicht singen dürfte, so sagte er, wäre er tot. Das Los entschied, dass Spanien in der ersten Hälfte des Finales antritt.
Probenfotos: EBU / PK-Foto: Reinhard Ehret