4. Mai 2022 Stefan Ball
Einer der bekanntesten Sätze der Eurovisionsgeschichte entschlüpfte der Moderatorin Erica Vaal des Grand Prixs 1967 in Wien “I hope our technical disorder will get in order”. Grund waren Probleme bei der ersten elektronischen ESC-Wertungstafel. 1967 war auch ein bemerkenswertes Bühnenrequisit im Einsatz: große, sich drehende Spiegel, die ungewollt die nackten Füße der Siegerin Sandy Shaw zeigten.
Auch später wurden große Drehmomente aufgebaut. 1977 saß das Pariser Orchester auf einer Art riesigem Drehteller, 1999 in Jersualem bewegten sich zwar nicht die Zeiger der Uhr, aber die eines halbrunden Strahlenkranzes und 20 Jahre zuvor an gleicher Stelle verdrehten sich große übereinandergestapelte Kreise in zweidimensionale Figuren.
Dieser Requisite aus 1979 nicht unähnlich ist auch die Bühne 2022. Nur wünschten sich die Veranstalter, dass sie Frau Vaals Satz wiederholen könnten. 1967 zeigte die Wertungstafel am Ende den richtigen Punktestand, die Turiner Bühne, die eine Sonne darstellen soll, macht aber nicht was sie soll.
Eigentlich sollten sich die einzelnen Bögen einfach drehen lassen, es ist aber wohl Sand ins Getriebe gekommen. Das hat zur Folge, dass nur die mit Lampen bestückte Seite zu sehen ist und die Rückseite, die als LED-Wand dienen sollte, nicht zu sehen ist. Da das Problem voraussichtlich auch nicht rechtzeitig behoben werden kann, wird die Bühnensonne also bei allen 40 Auftritten statisch bleiben, was einige Delegationen zu Umplanungen zwang, darunter Litauen und Dänemark. Bereits 2018 in Lissabon war zu bemerken, wie hilflos manche Kreative darauf reagieren, wenn keine LED-Wand zur Verfügung steht.
Während der Pausenprogramme und der Eröffnung soll aber noch etwas Bewegung ins Spiel kommen.
Bild: 2022 EBU, 1979 Bildschirmfoto