Wohin geht die Reise beim ESC 2024? Die ersten interessierten Orte in Schweden

22. Mai 2023 Frank Albers

Nach dem ESC ist bekanntlich vor dem ESC und so wurden schon unmittelbar nach Loreens Sieg in Liverpool die ersten Interessensbekundungen schwedischer Städte laut, den Eurovision Song Contest 2024 austragen zu wollen. Dabei hat ein offizieller Aufruf noch gar nicht stattgefunden, auch ein offizieller Kriterienkatalog für die Ausrichtng 2024 wurde noch nicht veröffentlicht, wobei sich dieser voraussichtlich nicht sonderlich von denen der letzten Jahre unterscheiden wird.
Aktuell haben acht Städte sich mit neun Hallen ins Spiel gebracht. Darunter die zu erwartenen Kandidaten Stockholm, Malmö und Göteborg . Aber auch kleinere Städte wie Örnsköldsvik ganz im Norden des Landes. Allerdings ist dies zu diesem frühen Zeitraum eine noch sehr provisorische Liste und weitere Städte werden sicher noch hinzukommen.

Im einzelnen haben aktuell folgende Städte Interesse angemeldet (Stand: 22. Mai):

Stockholm: In Stockholm stehen mit der Friends Arena im Vorort Solna und der Tele2 Arena (theoretisch) zwei Austragungsorte zur Verfügung. Die Avici Arena (Globen) wird aktuell umgebaut und kann daher nach 2000 und 2016 nicht zum dritten Mal für den ESC genutzt werden. Sowohl die Friends Arena als auch die Tele2 Arena sind überdachte Fußballstadien und die in ihnen beheimateten Fußballclubs haben bisher wenig Begeisterung signalisiert, ihre Spielstätten für mehrere Wochen abzutreten. Daher ist es alles andere als sicher, ob die beiden Hallenstadien überhaupt zur Verfügung stehen. Die Friends Arena ist seit Jahren Austragungsort des Finals des Melodifestivalen und mit 60.000 Plätzen das größte Stadion Schwedens. Für den ESC würde es aber vermutlich wie beim Melodifestivalen durch eine Trennwand auf die Hälfte verkleinert werden. Die direkt neben der traditionsreichen Avici Arena (Globen) gelegene Tele2 Arena ist mit 40.000 Plätzen etwas kleiner. Von der Stadt Sockholm wird angeblich aktuell die Friends Arena bevorzugt.

Göteborg: Schwedens zweitgrößte Stadt wartet seit 1985 darauf, den ESC wieder in ihren Mauern beherbergen zu können. Das Problem ist, dass das Scandinavium, in den 1980ern die modernste Veranstaltungshalle Europas, sehr in die Jahre gekommen ist und aktuellen technischen Anforderungen nicht mehr genügt. So ist u.a. die Deckenkonstruktion für die Installierung der aufwendigen Lichtshow beim ESC nicht stark und stabil genug. Da die Halle dringende grundlegende Renovierungen benötigt (im Gespräch ist sogar ein Abriss und kompletter Neuaufbau), ist es nicht absehbar, ob die EBU und SVT das Scandinavium in Betracht ziehen werden. Die Halle fasst maximal 14.000 Zuschauer, durch den Bühnenaufbau dürften es beim ESC aber weniger sein.

Malmö: In Malmö steht mit der Malmö Arena der Austragungsort von 2013 zur Verfügung. Die Malmö Arena ist eine der modernsten Veranstaltungshallen Europas und verfügt zusammen mit dem angrenzenden Messezentrum über alles was für die Austragung des ESC erforderlich ist. Die Halle fasst maximal 15.500 Zuschauer. Aufgrund des großen Platzes den die Bühne einnehmen wird, würde sich die Kapazität beim ESC aber deutlich reduzieren.

Eskilstuna: Das Städtchen lieg in der Provinz Södermanland mitten in Schweden. Die Stadtverantwortlichen haben ihre Stiga Sports Arena ins Gespräch gebracht, die mit 5.000 Plätzen aber deutlich unter den Standardkriterien der EBU liegt (diese schreiben mindestens ca. 10.000 Plätze vor). Zudem dürfte nicht nur die Halle zu klein sein, sondern die Stadt mit ihren 67.000 Einwohnern auch Schwierigkeiten haben, die notwendigen Infrastrukturen (Hotelkapazitäten etc.) nachzuweisen, um ein ernsthafter Kandidat zu werden.

Örnsköldsvik: Hier fanden in den vergangenen Jahren regelmäßig Vorrunden des Melodifestivalen statt. Die am nördlichsten von allen bisher interessierten Städten gelegene Stadt hat gerade mal 32.000 Einwohner und würde mit der Hägglunds Arena ins Rennen gehen, die über knapp 10.000 Plätze verfügt und primär für Eishockey genutzt wird. Ähnlich wie Eskilstuna dürften im abseits gelegenen und schwer erreichbaren Örnsköldsvik die Infrastrukuren (Hotels, Verkehrsanbindung) fehlen, um eine Kandidatur realistisch erscheinen zu lassen.

Jönköping: Die im idyllischen Smaland gelegene Stadt würde sich mit der Halle Husqvarna Garden bewerben, die mit 7.000 Plätzen aber deutlich unter den Mindestanforderungen der EBU liegt. Zudem wird eine Kandidatur vor allem vom Tourismusverband der Stadt voran getrieben, von der Gemeinde selbst aber eher skeptisch gesehen.

Partille: Partille ist ein kleiner Vorort Göteborgs, der sich mit der Partille Arena ins Gespräch gebracht hat, die mit 4.500 Plätzen aber viel zu klein ist, um den EBU-Mindestkriterien zu entsprechen. Ansonsten würde Partille von den guten Infrastrukturen Göteborgs profitieren. Partille hat bereits Eurovision-Erfahrung durch die Ausrrichtung des Eurovision Choir Wettbewerbs 2019.

Södertälje: Die Stadt mit ihren 70.000 Einwohnern liegt südwestlich von Stockholm. Die dortige Halle Scaniarinken ist mit 7.500 Plätzen aber voraussichtlich zu klein, um der Stadt realistische Bewerberchancen einräumen zu können.

Soweit der aktuelle Stand, der sich in den kommenden Wochen aber noch regelmäßig ändern wird, bis dann voraussichtlich im Spätsommer/Frühherbst 2023 eine Entscheidung über die Gastgeberstadt 2024 getroffen wird.

Foto: Friends Arena