Zweite Probe und Pressekonferenz Deutschland: Die Bühne als Wohnzimmer

7. Mai 2022 Reinhard Ehret

Malik lädt uns in ein Wohnzimmerstudio an, das in bräunlich-abendliche Beleuchtung getaucht ist, durch das aber auch ein bisschen Nebel weht. Große Bodenteppiche machen’s dort behaglich. Der Mann mit der Steadycam rast einige Male um den deutschen Sänger herum und macht einen Refrainteil zum Drehmoment. Während des emotional sehr starken Rap-Teils schaut Malik direkt in die Kamera – und das ist gut so. Er wirkt sehr präsent, sehr motiviert und sehr zufrieden mit den Bedingungen – und das kommt zweifelsfrei rüber! In jede der drei Songproben legte Malik sein volles Engagement und war schon zur Mittagszeit stimmlich voll da, absolut fehlerfrei und mitreißend. Umgeben von seinen Instrumenten bekommt man unweigerlich das Gefühl, er sei in diesem Setting zu Hause. Und genau das ist beabsichtigt, denn Authentizität ist für Malik das wichtigste, sagte er später der Presse. In der Coronazeit schlief und wohnte er im Studio. Es geht ihm richtig gut in dieser Umgebung, die sich für ihn sehr “daheim” anfühlt. Er war – auch im Vergleich zur ersten Probe – äußerst zufrieden mit allem und freut sich darauf, seinen Song mit der Welt zu teilen. Wie er sich auf den kommenden Samstag vorbereiten wird, weiß er noch nicht. Er weiß nur eines: Das Schönste auf der Welt ist es, auf der Bühne zu stehen und fürs Publikum zu singen.

Im Laufe seiner bisherigen Eurovsionserfahrung sei für ihn das Kennenlernen von Fans bislang am schönsten gewesen, der direkte Kontakt zu Menschen, die seine Musik und die des ganzen Contests mögen. Durch die Pre-Partys reiste er in Städte, in denen er vorher noch nie war – und traf dort auf Leute, die sein Album kannten, es mochten und mit ihm darüber sprechen wollten. Das habe ihn sehr berührt und gefreut, sagte Malik. Er hat bereits Freundschaften mit seinen Kollegen aus anderen Ländern geschlossen, beispielsweise mit Mia aus Kroatien und Sam aus Großbritannien. Eigentlich fühle sich das alles gar nicht an wie ein Wettbewerb, sondern eher wie ein Schulausflug. Am Schluss wurde der enorm eloquente Landsberger richtig philosophisch: Die inhaltliche Idee seines Liedes “Rockstars” habe er bei einer Folge der Comedyserie “The Office” bekommen, als jemand von der guten alten Zeit sprach und sich gerne wieder dorthin zurückversetzen wollte. Das habe ihn sehr berührt. In der Jugend, so Malik, sei das Glücklichsein sehr einfach. Später beginnt man damit, viel nachzudenken und zu zweifeln, wünscht sich wohl deshalb oft in eine gute alte Zeit zurück. Doch das wichtigste sei: Diese hört nie auf; sie ist gegenwärtig, wenn man die positiven Dinge um sich herum wahrnimmt und lebt, die schöne Zeit gar nicht erst hinter sich lässt. Dass er das Los für die erste Finlahälfte gezogen hat, stört ihn nicht, denn schließlich brachte ihm sogar die Startnummer 1 in der deutschen Vorentscheidung großes Glück. Ein gutes Omen, Malik! Läuft!

Fotos oben: EBU/Screenshots – Foto unten: EBU (Corinne Cumming)