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Zweite Probe und Pressekonferenz Israel: Zwischen Sehnsucht und purer Lust

5. Mai 2022 Frank Albers

Man kann über Israels Michael Ben David sagen und denken was man will, aber er ist sicher der extremste und zugleich unterhaltendste Teilnehmer in diesem Jahr. Für manche mag er die größte Nervensäge sein, für andere ist er der wichtigste Botschafter für die schwule Bewegung im Mittleren Osten, für wieder andere ist er einfach nur ein glänzender Entertainer mit herausragendem Improvisationstalent.

Er turnt sich mit seinen langen Beinen aber vor allem mit Worten durch die Pressekonferenz, verteilt Liebkosungen und Komplimente an jeden der ihm über den Weg kommt und verrennt sich dabei oft auch in so manche inhaltliche Sackgasse. Seiner überbordenden guten Laune tut dies aber keinen Abbruch. Allerdings hat er auch eine andere, traurige Seite, die er zeigte, als er eine Ukrainerin bei der Pressekonferenz mit Tränen in den Augen in die Arme nahm. Michaels Familie stammt aus der Ukraine und ein Großteil seiner Verwandten lebt noch in Kiew.
Er stammt aus einer sehr religiösen Einwandererfamilie und sei daher sehr stolz auf die Unterstützung, die er durch seine Familie und vor allem seine Mutter erhalten würde. Überhaupt wäre Israel trotz der erzkonservativen religiösen Strömungen das toleranteste Land, zumindest im Mittleren Osten. Nirgends würde er soviel Unterstützng erhalten wie in Israel. Was beim israelischen Meet & Greet vor ein paar Tagen alles geschah könnt Ihr hier noch einmal nachlesen.

Als ihm die Fragen aus dem Online- und auch dem VorOrt-Pressezentrum nicht schnell genug gestellt wurden, ergriff er selbst die Initiative, lud Moderatorin Laura auf den Platz neben sich auf dem Podium ein und interviewte sie. Laura liebte diese Situation so sehr, dass sie am Ende der Pressekonferenz ein Selfie nach dem anderen mit Michael machte. Professionelle Distanz bei einem höchst extrovertierten und zugleich liebenswürdigen Mann wie Michael zu halten, dürfte selbst den abgeklärtesten Journalisten schwer fallen.

Michaels Extrovertiertheit kommt ihm natürlich auch bei seinem Aufritt zu gute. Die Probe lief reibungslos und der Auftritt hat alles was das Grand-Prix-Herz begehrt. Zuschauer außerhalb der Bubble bekommen mit Michaels Aufritt auch das kleineste Eurovision-Klischee bestätigt, er lässt einfach nichts aus: Weiße Anzüge, schwule Moves, Synchrontanz und eingehende Melodien – das ganze Programm eben.

(Foto 1,2: EBU/Screenshot, Foto 3: EBU)