6. Mai 2022 Simon Wennige
Andrea setzt bei ihrer Inszenierung von “Circles” nach eigener Aussage voll auf Licht, Dynamik und Drama. Dies kann bestätigt werden. Sie ist alleine auf der Bühne zu sehen, singt fehlerfrei ihre Ballade, während es immer wieder Kamerawechsel- und fahrten gibt. Zwischendurch gibt es Lichtgewitter auf der Bühne, die passend zu dem düsteren Lied eingespielt werden. Genauso passend dazu das Make-Up der Sängerin. Insgesamt ist es ein minimalistischer Auftritt, genauso, wie ihn Andrea haben wollte. Aber sie fühlt sich trotz der großen Bühne nicht alleine auf ihr. Sie spürt ihre Backgroundsängerinnen hinter der Bühne. Und es ist vollkommen in Ordnung, nervös zu sein.
In der nachfolgenden Pressekonferenz lobte sie – anders als tags zuvor die Österreicherin – ihren Make-Up-Artist explizit. Generell zeigte sich eine coole und selbstsichere Sängerin, die nach eigener Aussage “bereit geboren” wurde. Sie spricht fließendes Englisch mit amerikanischem Akzent. Und das schneller als der Brunnen am Bühnenrand im PalaOlimpico das Wasser transportieren kann. Wenn man dieser jungen Frau zuhört, kommt eigentlich nicht die Frage auf, ob Amerika sie und ihre Musik geprägt haben könnte, sondern, ob da auch noch der Einfluss von Nordmazedonien vorhanden ist. Dass sie die “Billy Eilish des Balkans” sein soll, könne sie nicht verstehen. Sie würde in ihrer Musik eine größere Bandbreite ihrer Stimme ausnutzen. Ansonsten könne sie sich mitnichten mit einem derartigen Weltstar vergleichen. Generell kann sie sich aktuell gar nicht vorstellen, wie ein “normales” Leben nach dem ESC aussehen soll. Sie sei von allem hier so geflasht und der Eurovision testet quasi täglich ihre Limits. Sie habe sehr tolle Menschen und Erfahrungen hier sammeln dürfen. Ihr bislang bestes Erlebnis – abgesehen von Turin – war die PreParty in Madrid. “Eurovision is a great place to be – for sure!”
Der Song hätte problemlos auch auf Nordmazedonisch sein können. Wie immmer, wenn Andrea Musik schreibe, komme zuerst die Melodie und dann würde der Text dazu entstehen. In welcher Sprache dies geschehe, ist dann dem Momentum zu verdanken. Bevor die Sängerin aus Skopje auf die Bühne geht, nimmt sie sich eine Minute Zeit. In dieser denkt sie darüber nach, worüber sie im Leben dankbar ist und stimmt sich positiv auf ihren Auftritt ein.
Besonders froh ist sie, dass sie so zentral in Turin wohne. Sie finde die Stadt unglaublich schön und könne vieles sehr schnell von ihrer Unterkunft aus zu Fuß erreichen. Auch die guten Restaurants in ihrer Umgebung bekamen ein Lob ab. Für ihr Hobby Kickboxen habe sie bislang leider hier keine Zeit gehabt. Das könne ein guter Grund für die viele Energie sein, die sie verspührt.
Sie freue sich auch über jeden ihrer Mitstreiter beim ESC, allen voran We Are Domi aus Tschechien und Sheldon Riley aus Australien. Doch wenn sie über den ESC-Tellerrand hinausblicken würde und Musikkooperation eingehen könnte, dann würde sie Whitney Houston und Lauryn Hill wählen. Es ist nicht schwer zu glauben, wenn jemand behaupten würde, Andrea wäre US-Bürgerin. Dennoch betonte sie, wie fantastisch es sei, den kulturellen Mix vor allem in Europa zu haben.
Fotos Probe: EBU / Nathan Reinds
Fotos Pressekonferenz: EBU (Screenshot)