Noch 15 Tage bis zum Eurovision Song Contest 2024

Franks Nachtgedanken zum 1. Probentag (30.4.)

1. Mai 2022 Frank Albers

Der erste Probentag liegt hinter uns. Eine Zusammenfassung der Ereignisse des Tages gibt es hier bei Franks Nachtgedanken.

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Editor: Reinhard Ehret

Meet & Greet Moldau: Rumänien und Moldau sind wie Bruder und Schwester

30. April 2022 Marc Gehring

Herzlich Willkommen zum Meet & Greet mit der kultigen Folk-Pop-Gruppe Zdob si Zdub & Fratii Advaho aus Moldau. Wir dürfen gespannt sein, denn Zdob si Zdub bescherte der ESC-Welt schon legendäre und unvergessene Auftritte. Zum Beispiel 2005 mit “Boonika Bate Doba” und der Großmutter im Schaukelstuhl sowie 2011 mit “So Lucky” und den Einrädern mit Spitzhüten. Was zaubert die Spaßtruppe 2022 in Turin aus dem Hut? Los geht es zunächst mit dem Meet & Greet moderiert von Mario Acampa.

Roman Iagupov, der charismatische Sänger von Zdob si Zdub erklärt die Bedeutung des Titels “Trenuletul“. Als Musiker ist man ständig auf Reisen und daher passt der Song über eine musikalische Zugreise von Chisinau nach Bukarest natürlich perfekt. Er erklärt, dass die Länder Rumänien und Moldau quasi wie Bruder und Schwester zueinander sind. Die Länder verbindet die gemeinsame Sprache, die Musik, die Tradition und die Küche. Von daher war es klar, dass die Zugreise von Chisinau nach Bukarest führen muss.

Als der Song im Herbst 2021 veröffentlicht wurde, ist “Trenuletul” in beiden Ländern sofort ein Hit geworden. Eigentlich wollte die Band Zdob si Zdub nach zwei erfolgreichen ESC Teilnahmen in 2005 und 2011 kein drittes Mal mehr antreten, aber die Fans sahen in “Trenuletul” einen geeigneten ESC-Beitrag und forderten die dritte ESC Teilnahme.

Keine leichte Entscheidung, denn Zdob si Zdub bestehen eigentlich aus 6 Bandmitgliedern und Fratii Advaho sogar aus einem 35-köpfigen Orchester. Aber man einigte sich schließlich auf 6 Personen, die in Turin auf der großen ESC-Bühne auftreten dürfen.

Nach den zwei spektakulären Bühnenshows in Kiew 2005 und Düsseldorf 2011 ist die Erwartungshaltung nach natürlich groß. Aber Sänger Roman kündigt an, dass “Trenuletul” mit ganz viel positiver Energie, Dynamik und bunten Farben inszeniert wird. Nach der langen dunklen Corona-Zeit soll unser ESC-Auftritt wie eine Therapie der Fröhlichkeit wirken. Gerade in der heutigen Zeit ist der ESC als Festival des Friedens und der Freundschaft wichtiger denn je, erklärt Roman.

Für die Zeit nach Turin arbeitet die Band gerade an einem neuen Album, das noch in diesem Jahr veröffentlicht werden soll. Die Hälfte der Songs haben die Jungs bereits komponiert. Wir dürfen also gespannt sein. Vielleicht ist dann sogar ein vierter potenzieller ESC-Titel mit auf dem Album. Zum Ende des Meet & Greet wurde dann natürlich auch noch gesungen. Neben dem Wettbewerbssong “Trenuletul” überraschte die Band noch mit einem A Cappella Abschlussständchen auf italienisch.

Auf TikTok konnte man erkennen, dass der Auftritt von Zdob si Zdub & Fratii Advaho ein energie-geladenes Farbspektakel sein wird und auch erstmals der Satellitenweg durch den Wirbelwind Roman Iagupov genutzt wird. Wenn das mal nicht die Arena in Turin zum Kochen bringen wird. Obwohl der Song eine Zugfahrt thematisiert, war ein Zug in den bisher veröffentlichten Ausschnitten nicht zu erkennen. Trotzdem dürfte Moldau mit diesem Auftritt wohl das Zug-Ticket für das Finale lösen.

(Fotos 1,3,4,5: Foto: EBU Andres Putting , Foto 2: EBU/Screenshot)

Meet & Greet Niederlande: S10 – Putzmunter, trotz traurigem Song

30. April 2022 Karl Jakob

Sichtlich zufrieden mit ihrer ersten Probe stellte sich die sympathische niederländische Sängerin Stien den Hollander alias S10 den Fragen der Moderatorin Laura Carusino und die Antworten sprudelten nur so aus ihr heraus. Das Geld, welches sie und ihr Zwillingsbruder mit sechzehn Jahren von ihren Eltern für den Führerschein erhielten, hat sie in eine Gitarre und in Musikunterrichtsstunden investiert und somit war ihre musikalische Laufbahn eingeschlagen.

Die mittlerweile 21jährige Sängerin kann in ihrer Heimat bereits auf eine überaus erfolgreiche Karriere zurückblicken und hat mehrere Alben mit Eigenkompositionen in niederländischer Sprache veröffentlicht. “In meiner Muttersprache kann ich meine Gefühle und Stimmungen am besten ausdrücken” und so behandelt sie in den meisten ihrer Songs, wie auch bei ihrem Beitrag “De Diepte” Themen wie Depression, Traurigkeit und innerer Zerrissenheit. Im Alter von 14 Jahren hatte sie selbst eine solche Zeit tiefer Traurigkeit und voller Selbstzweifel durchgemacht und deshalb wirken ihre Songs so authentisch und berührend. Die Frage ob solche persönlichen, traurigen Songs überhaupt auf die Eurovisions Bühne gehören, beantwortete sie mit einem klaren Ja. Die Eurovision bietet Raum für viele Themen des Lebens und dazu gehören auch traurige Songs.

Der Auftritt in Turin ist für S10 das bisher größte Abenteuer ihres Lebens und das möchte sie voll und ganz genießen. Stien fühlt sich in ihrem Team sehr wohl und ist von der Inszenierung ihres Auftrittes und ihrem schwarzen Bühnenoutfit, das von einer niederländischen Designerin kreiert wurde, mehr als zufrieden. Aufkommende Nervosität vor dem Auftritt bekämpft sie mit Mediation und Tanzen und das am liebsten zur Musik von Lady Gaga und Rihanna. Von den ESC-Beiträgen der anderen Ländern gefallen ihr besonders Italien, sowie der starke Auftritt von Ronela Hajati (Albanien) und die folkloristischen Klänge von Moldau.

Am Ende des Meet & Greet erwähnte sie, dass sie nach dem ESC eine Tournee durch die Niederlande geplant hat. Als die Moderatorin sie nach ihrer Meinung zu dem Motto des diesjährigen Songcontest fragte, erklärte Stien, dass für sie Musik und Stimme harmonieren sollen. Dann ist dies für sie “The Sound of Beauty.”

(Fotos: EBU)

Nachtgedanken Spezial vom 30. April

30. April 2022 Frank Albers

Natürlich dürfen auch in Turin 2022 die Nachtgedanken nicht fehlen. Wir beginnen in diesem Jahr mit einem Nachtgedanken Spezial, in dem sich Frank und Reinhard ein wenig Gedanken machen wie es in diesem Jahr um den ESC ganz grundsätzlich bestellt ist.

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Meet & Greet Bulgarien: Rocklegenden in love mit “Fairytale”

30. April 2022 Frank Albers

Die bulgarische Band mit dem etwas ungewöhnlichen Namen Intelligent Music Project gehört hier in Turin eher zu den Außenseitern obwohl sie eindeutig zu den weltweit etabliertesten und erfolgreichsten Künstlern in diesem Jahrgang zu zählen sind. Mit Ronnie Romero haben sie sich zudem einen Topstar der internationalen Rockszene als Gastsänger am Bord geholt, der dann auch gleich der Sprecher der Band beim Meet & Greet wurde. Welterfahren wie er ist, spricht er von allen Bandmitgliedern das beste Englisch und berichtet stolz von seiner europäischen Identität, obwohl er in Chile geboren ist. Er hat die längste Zeit seines Lebens in Spanien gelebt, ist heute in Rumänien zu Hause und singt für Bulgarien.
Während der Pandemie war es der Band wichtig, weiter Konzerte zu geben, was man in Bulgarien auch regelmäßig tat. Dazu organisierten sie vor den Konzerten kostenlose Tests für alle Besucher. Medizinstudenten kamen zudem umsonst in die Konzerte, als Dank für ihre große Arbeit während der Pandemie.
Während des nun in Europa tobenden Krieges, sei es noch wichtiger geworden, den Menschen durch Musik Freude aber auch Selbstbewusstsein zu geben. Mit ihren Konzerten wollen sie ausdrücken, dass alles gut wird, es dafür aber auch sehr viel Eigeninitiative braucht.

 

Drummer Stojan Jankulow (Foto oben), der mit seiner inzwischen dritten ESC-Teilnahme für Bulgarien ein Eurovision-Veteran geworden ist, wurde natürlich gefragt, welche Veränderungen er seit seinen Teilnahmen mit Eliza Todorowa 2007 und 2013 am Contest wahrgenommen hätte. Es sei alles noch einmal deutlich größer geworden und ihn beeindrucke, dass der Wettbewerb trotz seiner langen Geschichte immer auf dem neuesten technischen Stand wäre.

 

Natürlich wurden auch die ESC-Lieblingstitel der Band abgefragt und für eine Rockband etwas überraschend wurden “Heroes” und “Fairytale” genannt. Auf Maneskin als Vorjahressieger wäre man zudem super stolz, denn es würde zeigen, dass Rock wieder populär ist. Auch wenn Maneskin im Vergleich zu ihnen noch ziemliche Newcomer wären.

 

 

(Fotos 1,2,3: EBU/Screenshots, Foto 4: EBU)

 

 

 

 

Meet & Greet Ukraine: Wegen des Krieges konnten wir als Band nicht zusammen für den ESC proben

30. April 2022 Marc Gehring

Buongiorno Kalush Orchestra in Turin. Seit Wochen dominieren die traurigen Bilder vom Krieg in der Ukraine die Nachrichten. Kein Wunder, dass die Vertreter der Ukraine beim ESC sämtliche Medien ebenfalls in den Bann ziehen. Mit Hochspannung wird daher der erste Auftritt des großen Wettquoten-Favoriten in Turin erwartet. Nur mit einer Sondergenehmigung durften die Bandmitglieder, die Ukraine verlassen und im Vorfeld an einer Promo-Tour teilnehmen. Die EBU verzichtete bei Kalush Orchestra zudem auf die verpflichtende Aufnahme eines sogenannten Back-Up-Videos ihres Wettbewerbssongs “Stefania“, welches ursprünglich in Lemberg gedreht werden sollen, für den Fall, dass die Band nicht live in Turin hätte auftreten können.

Mit rund 30 Minuten Verspätung ist es endlich soweit und die Moderatorin Laura Carusino begrüßt das Kalush Orchestra zum Meet & Greet. Die Bandmitglieder Ihor Didenchuk (war schon bei Go_A mit dabei), Oleh Psiuk, Oleksandr Slobodianyk, Tymofii Muzychuk, Vitalii Duzhyk und Vlad Kurochka sprechen kein Englisch, daher werden ihre Antworten übersetzt.

Mit der ersten Probe war die Band sehr zufrieden. Es gab keine technischen Probleme und so sollen lediglich ein paar Kameraeinstellungen noch optimiert werden. Die Nationalfarben der Ukraine werden auf jeden Fall bei der Inszenierung eine Rolle spielen und so wird die Bühne in gelb und blau erstrahlen. Traditionelle ukrainische Ornamente dürfen bei der Inszenierung ebenfalls nicht fehlen.

Oleh, der Mann mit dem leuchtenden rosa Hut, hat das Lied “Stefania” seiner Mutter gewidmet. Er sagt, dass er zwar eigentlich nicht romantisch sei, aber seine Mutter natürlich gerührt war, dass er ein Lied für sie geschrieben hat. Er erinnert sich an seine Kindheit und seinen Nachhauseweg von der Schule als er seiner Mutter manchmal zur Überraschung Blumen vom Wegesrand pflückte.

Oleh gibt zu, dass der Krieg in der Ukraine die Vorbereitung von Kalush Orchestra für den ESC in Turin natürlich sehr beeinträchtigt hat. Gemeinsame Proben in Kriegszeiten waren unmöglich. Durch eine Sondergenehmigung durften Sie dann aber das Land verlassen und waren vor Turin auf kurzer Promo-Tour in Europa. In kürzester Zeit versuchte die Band so oft wie möglich den Song zu üben. Gerade wegen der Sondergenehmigung sieht sich die Band nun in der Verantwortung als Botschafter der Ukraine das Beste zu geben und Positives zu bewirken.

Dann erzählt Oleh von seinem Jugendidol Eminem. Am liebsten würde er mit ihm mal einen Song aufnehmen. Bei einem Promo-Auftritt in Warschau entstand zudem eine Freundschaft zum polnischen Vertreter Ochman, mit dem die Band gerne in der Zukunft ein gemeinsames Projekt starten möchte. Außerdem freut sich die Band besonders auf The Rasmus (Finnland) sowie Sam Ryder (Großbritannien) und, man höre und staune, auf Malik Harris (Deutschland).

Die Moderatorin fragt dann nach dem Erfolgsrezept der Musik von Kalush Orchestra. Oleh erklärt, dass der Zauber durch den Mix aus traditioneller Folklore und Ethno-Elementen mit modernem Rap und Hip-Hip entsteht. Wir möchten unsere Wurzeln zeigen und gleichzeitig modern sein. Das gilt nicht nur für die Musik, sondern auch für die Outfits, die die Band auf der Bühne trägt.

Zum Ende des Meet & Greet wird es emotional, denn die Band wird nach wichtigsten Stelle im Songtext gefragt. Das ist ganz klar “I will come to you by the broken roads” sagt Oleh mit traurigen Blick und ergänzt, dass er sicher jeder den Grund dafür versteht. Als krönenden Abschluss stimmt die Band dann A Cappella ihren Wettbewerbssong “Stefania” an und sorgt einmal mehr für Gänsehaut-Stimmung.

Auf TikTok sind dann auch erste Schnipsel des Bühnenauftritts zu sehen, der von Oleksii Zhembrovskyi entworfen wurde. Im Gegensatz zum Auftritt beim ukrainischen Vorentscheid Vidbir ist kein Podest zu sehen und auch die Outfits wirken verändert. Besonders ins Auge stechen dabei die zottelig anmutenden Outfits von zwei Bandmitgliedern in den Farben Schwarz-Rot-Gold. Etwa eine versteckte Botschaft an Deutschland?

Fazit: Das über allem schwelende Thema Krieg wurde weitgehend ausgeklammert. Da das Pressezentrum vor Ort in Turin für die Presse noch geschlossen ist, konnten Fragen nur online eingereicht werden. Somit konnten die Themen natürlich gut gesteuert werden. Der ESC-Favorit Kalush Orchestra hat auf jeden Fall geliefert und alles deutet bisher auf eine sichere Finalteilnahme hin.

(Fotos 1,3,4,5: EBU Andres Putting, Foto 2: EBU/Screenshot)

 

Meet & Greet Slowenien: LPS – Positive Energie vom letzten Stück Pizza

30. April 2022 Sigi Doppler

Als die fünf Bandmitglieder der Gruppe LPS vom Moderator Mario Acampa auf die Meet & Greet Bühne gerufen wurden, wirkten sie noch ein wenig schüchtern und gehemmt. Doch spätestens als sie anfingen von der großartigen Bühne zu schwärmen, auf der sie jetzt in Turin erstmals stehen durften, spürte man wie sich ihre anfängliche Unsicherheit langsam löste. 

“Auf einer solchen Bühne zu stehen, ist so anders, als alles was wir bisher kannten. Sie hat uns zuerst gehörigen Respekt abverlangt, aber als wir uns darauf bewegten und in diesem Lichtermeer agieren durften, hatten wir unbändigen Spaß und merkten, welch großes Glück es ist, hier dabei zu sein”, sagten sie und ergänzten, dass sie außerdem sehr stolz darauf sind, in diesem Jahr die jüngste Gruppe zu sein, die am weltweit bedeutendsten Musikwettbewerb teilnehmen darf. 

Als sie in Anspielung auf ihren Bandnamen LPS (Last Pizza Slice) gefragt wurden, ob sie auch selbst große Fans dieser italienischen Spezialität sind, entgegneten sie, dass ihnen jeder Pizzabissen durchaus eine positive Energie gibt, die sie bei ihren Auftritten benötigen. Auch die Tatsache, dass sie alle recht unterschiedliche musikalische Hintergründe von der Klassik über Rock-Pop bis hin zum Jazz haben, gibt ihnen die Kraft, all diese Stilrichtungen harmonisch miteinander zu vereinen, so wie es ihrer Ansicht nach auch in ihrem ESC-Song “Disko” deutlich wird.

Auf die Frage, wer ihre wichtigsten Ratgeber sind und welches Erfolgsrezept man ihnen mit auf den Weg gegeben hat, verrieten sie, dass viele erfahrene Leute aus der slowenischen Musikszene ihnen zur Seite stehen und dass alle ihnen den Rat gegeben haben, sie selbst zu sein und zu bleiben und dass sie ihre Auftritte einfach mit Freude und ohne Angst absolvieren sollen. “So machen wir’s und genau so ist es gut” verrieten sie.

Nach dem Inhalt ihres Liedes “Disko” gefragt, das auf der ESC-Bühne in ihrer Heimatsprache slowenisch gesungen wird, entgegneten sie, dass man sich einfach mal ihr Video dazu anschauen sollte. “Das erklärt alles” und wenn es beim Songcontest erfolgreich ist, wird eine englische Version davon erscheinen, an der sie momentan gerade arbeiten. 

(Fotos: EBU)

Meet & Greet Schweiz: Vom Lachen und Weinen

30. April 2022 Reinhard Ehret

Ein sichtlich erhitzter Marius Bear saß soeben neben der begeisterten Fragestellerin Laura Carusino, der sein Lied «Boys Do Cry» ganz offensichtlich außerordentlich gut gefällt. Marius konnte bei seinem ersten Auftritt im Pressezentrum auf überzeugende Weise verdeutlichen, dass er ein Musiker aus Leidenschaft ist. Schon als Kind sei das sein großer Wunsch gewesen, auch wenn er beruflich erst einmal andere Wege ging. Die Musik sei in seinem Leben wie eine große Reise. Sie mache es möglich, anderen Menschen zu begegnen und Teil ihres Lebens zu werden. Das sei die Magie des Musikmachens.

Sein Lied ist keine Ballade, erklärte Marius, sondern ein sehr intimes, leises Lied. Er ist fasziniert vom Crooning-Gesanggstil der 20er-Jahre, als nach der Entwicklung des Mikrofons auf einmal sehr romantische und sanfte Lieder auf sehr ruhige Weise gesungen wurden – auch von Louis Armstrong. Und in der Tat: Als Marius zum Ende der kleinen virtuellen Pressebegegnung sein Lied a capella sang und seine Stimme in einer faszinierenden Unmittelbarkeit erklang, fühlte man sich an Louis Armstrong erinnert – nicht zuletzt durch das leicht kratzende Hauchen bei gleichzeitig wohligem Stimmvolumen. Marius Bear ist ein emotionaler Mann, wie er sagt. Er weint und lacht, wenn ihm danach ist. Wichtig ist das Authentischsein. Wenn man seine Gefühle nicht rauslässt, ist man zwangsläufig nicht man selbst. 

Was sein Lied ausmacht? Es ist ein ganz kleines Lied auf einer ganz großen Bühne. Genau dieser intime Gegensatz sei es, der ihn fasziniere. Auf die Frage, ob nach den Erfolgen von Luca Hänni und Gion’s Tears ein Schweizer Sieg so nah wie nie zuvor wäre, bekannte Marius: «Ja, natürlich» und unterdrückte dabei ein ironisches Augenzwinkern. Die Schweiz hat einen großartigen Musiker ins Rennen geschickt, der voller Überzeugung sein stilles Lied in die Arena und in die heimischen Wohnzimmer singen wird. Er sei aufgeregt und gleichzeitig glücklich, verriet er. Ob er im Laufe seines Eurovisionsabenteuers mehr lachen oder mehr weinen muss, wird sich noch herausstellen; aber eines ist dabei sicher: Er wird authentisch bleiben.

(Foto: EBU/Screenshot)

Meet & Greet Litauen: Monika, das Schlitzohr

30. April 2022 Simon Wennige

Es war ein erfrischendes “Meet & Greet” mit der litauischen Teilnehmerin Monika Liu. Sie teilte uns mit, dass sie gerade in einem Traum lebt und sich sehr freut, dass sie in Italien sein darf. Hier gäbe es neben der wunderschönen Natur auch noch geschmackvolle Menschen. Dass sie in diesem Jahr am ESC teilnehmen darf, habe ihr indirekt schon letztes Jahr eine Astrologin gesagt. Es würde im Mai ein internationaler Erfolg geschehen und sie würde dabei viel Pizza und Pasta speisen. Erzählt wurde diese Geschichte in einer spaßigen Art und Weise, dass der Eindruck entstehen konnte, sie wurde etwas ausgeschmückt. Oder die Astrologin hatte vorher auf den Kalender für 2022 geschaut und eins und eins zusammengezählt?!? Insgesamt ist Monika sehr sprirituell. Sie schreibe ihre Songs mit der Kraft um sich herum.

Mario Acampa, der Gastgeber des Meet & Greets wollte dann noch einen Satz auf Litauisch gelehrt bekommen. Monika sprach es vor, er wiederholte es ganz gut und am Ende stellte sich heraus. Er dachte, er habe sich gerade auf Litauisch vorgestellt. Doch anstelle dessen hat er mitgeteilt, dass alle für Monika anrufen sollten.

Während der Proben hatte Monika einen sentimentalen Moment. In einer kurzen Pause stand sie alleine auf der Bühne und musste an sich selbst mit etwa fünf Jahren denken. Ein kleines Mädchen, dass unbedingt Sängerin werden wollte. Und nun ist sie beim ESC und darf auf dieser riesigen Bühne auftreten. Und dabei dachte sie mit 22 noch, dass sie eigentlich schon zu alte für eine Musikkarriere sei. Doch die Selbstzweifel während ihres Musikstudiums sind inzwischen Geschichte. In Litauen ist sie ja bereits ein Star. Nun darf sie der ganzen Welt ihre Musik präsentieren und dies auch noch in ihrer Heimatsprache. Sie wolle allen Menschen – auch in ihrer Heimat – zeigen, dass das Litauische noch existiere. Es sei schon viel zu lange her, dass ein ganzes Lied in litauische Sprache gesungen wurde.

Natürlich durfte eine Frage über ihren Haarschnitt nicht fehlen. Monika verneinte, dass er von Liza Minnelli inspiriert sei. Vor ungefähr neun Jahren hatte sie es satt, so viel Zeit und Shampoo für das Waschen ihrer Haare zu benötigen und hat deshalb kurzer Hand eine Freundin angerufen, die ihr dann diese Kurzhaarfrisur geschnitten habe. Auch wenn sie sie inzwischen ein wenig genervt sei, könne sie sich aktuell trotzdem nicht vorstellen, sie zu ändern.

Auch das Thema des Angriffskrieges auf Ukraine kam auf den Tisch. In dieser Angelegenheit müssten alle an Ukraine denken und das Land in jeglicher Weise positiv unterstützen. Der Moderator wollte spürbar schnell weg von dem Thema und fragte nach ihrer Vorbereitung vor Auftritten. Sie bräuchte einen guten Schlaf und würde das Smartphone weit weg legen und nicht benutzen. Nicht mal mit ihrem Freund würde sie telefonieren. Der dürfe generell keine negative Kritik an ihr äußern fügte sie noch scherzhaft hinzu.

Zum Ende kam die Aussage aus dem Chat, dass Monika eine tolle Musical-Stimme habe und ob sie sich vorstellen könne, Schauspielunterricht dafür zu nehmen. Spontan sang sie mit dem Moderator einen Musical-Song. Doch ihre Musical-Karriere müsse bis zum nächsten Leben in einem anderen Land warten, denn in Litauen sei es damit nicht so leicht. Nach der Verabschiedung küsste sie noch das Mikrofon und fragte sich selbst, warum sie das denn jetzt getan habe. Insgesamt zwanzig kurzweilige und erheiternde Minuten. Über die erste Probe selbst wurde allerdings nicht gesprochen. Die Bilder der EBU deuten aber darauf hin, dass im Vergleich zur litauischen Vorentscheidung keine größeren Änderungen vorgenommen wurden. Vor allem das Kleid ist gleichgeblieben.

(Foto 1: EBU/Screenshot, Foto 2: EBU)

Meet & Greet Lettland: Grün ist so cool

30. April 2022 Frank Albers

Text: Sigi Doppler

Die sechs Jungs von der lettischen Gruppe City Zéni (zu Deutsch: Die anderen Jungs) betraten extrem gut gelaunt in betont lässigem Outfit die Meet & Greet Bühne. Dort wurden sie von der Moderatorin ebenso fröhlich und ausgelassen begrüßt. Nach der Message ihres Songs gefragt, antwortete der Leadsänger und Komponist von “Eat Your Salad” Janis Petersons in einwandfreiem Englisch, dass sie ihren Beitrag zwar betont lässig auf die Bühne bringen möchten, dass er allerdings einen sehr seriösen Inhalt hat. Gerne würden sie erreichen, dass sich die Menschheit darauf besinnt, was wichtig und wertvoll ist, wozu auch eine gesunde Ernährung und ein ausgewogener Lebensstil gehören.

 

 

Schon seit vielen Jahren pflegen die Sechs intensive Freundschaften untereinander. Sie kennen sich schon während ihrer Schulzeit und zwei von ihnen bereits seit ihrem sechsten Lebensjahr, als sie gleichzeitig in die Schule kamen. Ihr gemeinsames Motto lautet Freude und Energie miteinander auf die Bühne zu bringen und alles negative, das die Welt derzeit durcheinander rüttelt, dabei zu vergessen. “Wir genossen es vorhin unbeschreiblich, als wir zum ersten Mal die Bühne von Turin betraten und unsere Choreografie darauf ausleben durften. Jetzt fehlt uns nur noch ein Hamsterrad auf der Bühne, in dem wir unsere ganze Energie ausleben können. Wenn einer eins hat: Bitte liefern”. Jedenfalls ließen sie keinen Zweifel daran, dass sie sich in ihren Liedern gerne ironisch äußern und dass sie die Bühne lieben.

Zum Schluss wurden sie danach gefragt, ob sie alle Lieder des diesjährigen Wettbewerbs bereits kennen und welche ihre Favoriten sind. Darauf gaben sie sechs Jungs sechs unterschiedliche Antworten: Italien, Malta, Litauen, Portugal, Spanien und Norwegen.

Mit einem temperamentvollen a-capella Vortrag von “Eat Your Salad” und einer wilden Tanzeinlage, in die sie auch die Moderatorin einbezogen, endete diese sehr unterhaltsame und kurzweilige Pressekonferenz

 

 

(Fotos 1,2: EBU/Screenshot, Foto 3: EBU)