10. Mai 2021 Stefan Ball
Für Vincent ist die Teilnahme in Rotterdam etwas sehr gefühlsintensives. Es war heute schon magisch diese Bühne zu betreten, mit der er sofort eine Verbindung herstellen konnte; auch am Veranstaltungsort insgesamt fühlt er sich wohlig.
Auf der Bühne musste er auch Tränen zurückhalten, da er von dem Moment so ergriffen war. Als Philippino-Österreicher ist es ihm auch eine Riesenehre Österreich zu vertreten (passenderweise wurden die Philippinen nach einem spanischen Habsburger benannt), auch, da er als optischer Asiate nie wie ein Durchschnitts-Österreicher aussehen wird, selbst wenn er sich noch so fühlt. Dazu kommt noch, dass er in diesen Beitrag ‘Amen’ all seine Empfindungen gesteckt hat.
Gefühle sind aber für seinen Gesang wichtig, nicht nur eine gute Technik und Stimmübungen. Der Moderator Koos hat dies unter dem Schlagwort ‘Singing with the heart’ zusammengefasst.
Emotionen und Gesangstechnik richtig zusammenzuführen ist aber gar nicht einfach. Das stellte er heute fest, da ihm alle Probendurchläufe unterschiedlich gerieten. Beim gefühlvollsten Durchgang war er mit seinem Gesang am wenigsten zufrieden. Und nach einem Jahr Warten und Pandemie sind er, die Verantwortlichen beim ORF und die Öffentlichkeit doch sehr gespannt auf den Song Contest.
Was seinen Auftritt betrifft, wurde er für seinen Anzug sehr gelobt. Der kreative Kopf dahinter hat auch schon für Nordamerikas Showgrößen gearbeitet, etwa für Lady Gaga.
Für die Inszenierung ist Marvin Dietmann hauptverantwortlich. Dieser Österreicher ist hier noch für mehrere Delegationen tätig, sein Meisterwerk dürfte aber Conchitas Auftritt in Kopenhagen gewesen sein.
Sie entscheiden sich bewusst für eine minimalistische Umsetzung, um die Authentizität von ?Amen? nicht zu stören oder abzulenken. Nach Vincents Ansicht könnte aber der Chor noch besser zur Geltung kommen, das ist aber vorrangig eine technische Frage.
Ob er nun alleine oder zusammen mit anderen auftritt macht für ihn insoweit keinen Unterschied, als es letztendlich auf ihn selbst ankommt. 2017 war er aber froh, nur im Chor von Nathan zu singen und nicht in der ersten Reihe zu stehen.
Der stilistische Unterschied von ‘Amen’ zu ‘Alive’ war keine bewusste Entscheidung, sondern es galt einfach den richtigen Beitrag für 2021 zu finden, hinter dem er stehen kann und dem auch die (meisten) anderen zustimmen können. Dass dieses Jahr ein zweites Lied mit dem gleichen Titel antritt sorgt ihn nicht, da es doch zwei unterschiedliche Beiträge sind, die nur den Titel teilen.
Mit seiner abschließenden Vorführung von Michael Jacksons Moonwalk war er dann aber nicht zufrieden; auf Teppich funktioniert das nicht richtig.
Foto: Reinhard Ehret