Noch 15 Tage bis zum Eurovision Song Contest 2024

Grossbritannien Pressekonferenz: Neue Musik und Eisbaden im Hotel

15. Mai 2021 Simon Wennige

Ein lockerer James Newman betrat mit sechs Mitgliedern seiner Delegation das Podium zur Pressekonferenz. Er plauderte viele Neuigkeiten aus. Unter anderem kündigte der Brite eine neue Single nach dem Finale am 22. Mai an. Jene Single hat er diese Woche in seinem Hotelzimmer aufgenommen. Das dazugehörige Album soll noch vor Ende des Jahres erscheinen. Das Hotelzimmer als Mittelpunkt des Künstlers während der Corona-Eurovision-Zeit wurde selten so deutlich, wie bei James Newman. Er übt viel mit seinen Tänzern dort. Und nach seinen Auftritten während der Proben können wir uns gut vorstellen, wie er auf dem Bett steht und rumhüpft.

Außerdem verriet James noch, dass er zusammen mit dem Spanier Blas Cantó dessen Song aufgenommen hat, welcher in drei Tagen erscheinen soll. James’ Bruder John Newman drückt weiterhin sehr die Daumen. Allerdings hat er wohl Bedenken, dass die Welt jetzt feststellen könnte, dass James der besserer Sänger von beiden sei.

Frostig zumute wurde allen, als James erzählte, dass er vor ein paar Tagen im Hotel nach ganz viel Eis fragte und damit die ganze Badewanne füllen ließ, um ein Eisbad zu nehmen. Das, was Anxhela aus Albanien liebend gern getan, aber wegen ihrer Gesundheit doch lieber unterließ: Anbaden in Rotterdam, übertrumpfte der Brite noch.

James ist einfach ein guter Alleinunterhalter. Er hat viel Spaß und viele Sprüche parat. Sein Team wollte ihm schon scherzhaft einen Maulkorb anlegen, damit er mal ruhig ist. Mit der Probe an sich war er sehr zufrieden, auch wenn wohl einmal eine Treppe kaputt gegangen ist. Dies wurde aber bereits wieder repariert und hat nicht weiter gestört. Er möchte die große Party auf die Bühne bringen. Doch eine gewaltige Feuershow schloss er augenzwinkern mit dem Grund aus, dass er Angst habe, sein Sakko könne in Flammen aufgehen.

Auf die Frage, welcher Künstler nächstes Jahr für Großbritannien an den Start gehen sollte, nannte James keinen Namen. Aber er findet, dass es ein junger, unbekannter Singer/Songwriter sein sollte. Bei der Auslosung hat Großbritannien als erstes Land die erste Hälfte gezogen.

Spanien Probe 2: Hochton unterm Vollmond

15. Mai 2021 Reinhard Ehret

Man müsste gar nicht so hochtönig schreien. Ob das mal jemand Herrn Cantó gesagt hat? Die Gefahr, beim hohen ?Haahaahaahaa?-Teil zum vermeintlichen Höhepunkt seines Beitrags, marginal neben der vorgesehenen Tonlage zu landen, ist beträchtlich. Das musste Blas in der heutigen Probe feststellen. Außer den im Pressezentrum anwesenden spanischen Akkreditierten haben diese Missklänge auch alle gehört. Allerdings verriet er uns später, dass es nicht zu seinen Stärken gehört, zur Mittagszeit zu singen. Er freue sich, dass der Contest am Abend stattfindet.

Dennoch: Der Spanier schien heute nervöser als bei seiner ersten Probe, was man auch seinem leichten Zittern bei den Naheinstellungen seiner Hände erkennen konnte. Gleichwohl sah er auch heute wieder blendend aus und schmetterte seine Pop-Ballade mit vollem Engagement in die leere AHOY-Halle. Dass das Liebeslied in der Inszenierung mit der übergroßen Mondkugel von sechs Metern Durchmesser – man befürchtet stets, dass sie auf den armen iberischen Barden herniederfallen könnte – die gewünschte emotionale Wirkung beim Jury und Publikum zu erzielen vermag, bezweifeln hier viele.

Sympathisch ist er allemal, nicht zuletzt deshalb, weil es sich um einen leidenschaftlichen Sänger handelt, der nie eine berufliche Alternative – wie er vor der Presse – in Betracht zog. Wenn er nicht singen dürfte, so sagte er, wäre er tot. Das Los entschied, dass Spanien in der ersten Hälfte des Finales antritt.

Probenfotos: EBU / PK-Foto: Reinhard Ehret

Frankreich Pressekonferenz: Eine Siegerin, auch wenn sie nicht gewinnen sollte

15. Mai 2021 Frank Albers

Barbara Pravi kam mit der französischen Delegationsleiterin zur abschließenden französischen Pressekonferenz. Beide brauchten kein Wort zu sagen, alle spürten wie zufrieden und stolz die beiden Frauen über die sehr gelungene Probe waren. Alle Wünsche wären erfüllt worden, berichtete Barbara. Sie wäre bereit für das Finale am Samstag.

Sie sprach über ihren serbischen Großvater, dem sie ihren Künstlernamen Pravi (Wahrheit) verdankt. Sie hofft, nach dem Ende der Pandemie eine Tournee durch Serbien machen zu können.
Allein auf der Bühne stehend, wären ihre Gedanken einzig und allein beim Lied, an etwas oder jemand anderes könnte sie in diesem Moment nicht denken.
Natürlich kreisten die meisten Fragen um Barbaras Favoritenrolle und den möglichen Sieg.  Mit all ihr eigenen Bescheidenheit nimmt sie diese Rolle an und lässt sich von ihr tragen, Druck verspürt sie dabei nicht. Der Druck läge vielmehr beim französsichen Fernsehen, das gegebenenfalls im nächsten Jahr die Gastgeberrolle übernehmen müsste. Die Delegationschefin entgegenete dem mit einem Lächeln der Vorfreude. Nach einem möglichen Austragungsort 2022 gefragt, wünscht sich Barbara ihre Heimatstadt Paris, während die Delegationsleiterin sich nicht festlegen wollte und natürlich auch nicht konnte. Die Spitzenposition bei den Buchmachern hätte das französische Fernsehen mit großer Freude zur Kenntns genommen, vor allem nach den Enttäuschungen der letzten Jahre.

Zum Abschluss wurde Barbara noch zu Marie Myriam, der letzten französischen Siegerin, gefragt. Sie hatte als Jurorin “Voilà” bei der französsichen Vorentscheidung mit nur zwei Punkten bedacht, was einige Kritik nach sich gezogen hatte. Barbara berichtete, dass sie mit Marie darüber gesprochen hätte und Marie ihr bestätigt habe, wie sehr sie sie als Sängerin bewundere, sie “Voilà” aber als für den ESC nicht geeignet halte. Dennoch würde Barbara ihr nach dem Contest (und einem möglichen Sieg) gerne Blumen senden, denn sie bewundere ehrliche Menschen, die ihre Meinung sagen und dennoch wertschätzend bleiben. Eine Siegerin, auch wenn sie im Finale nicht gewinnen sollte.

Bei der Auslosung wurde ihr die zweite Starthälfte zugelost, woraufhin sich Barbara und ihre Delegationsleiterin vor Freude in die Arme fielen.

 

 

Fotos: Frank Albers

Niederlande Probe 2: Lebensfreude aus Suriname

15. Mai 2021 Sigi Doppler

Kurz bevor Jeangu Macrooy zu singen beginnt, erscheint auf der LED-Wand hinter ihm eine Mauer durch die feiner Sand rieselt. Dann erst fokussiert sich die Kamera auf ihn. Wie in seiner ersten Probe trägt er einen blauen Anzug, dessen Hosenbeine so etwas wie schwarze Girlanden im Muster haben. Das Brustgeschirr unter seinem Sakko aus der ersten Probe ist allerdings nicht mehr vorhanden, so dass jetzt die nackte Brust dezent unter der Jacke hervorlugt. Am Hals trägt er an einem Silberkettchen eine kleine Münze. In der späteren Pressekonferenz erklärte er, dass es sich hierbei um einen surinamischen halben Cent handelt, der in seinem Lied eine wichtige Rolle spielt.

Seine beiden musikalischen Begleiter – ein Mann und eine Frau – tanzen und singen zunächst hinter ihm, um sich dann neben ihn und schließlich vor ihn zu stellen, während alle Drei mit intensiven Tanzbewegungen den Rhythmus des Liedes zunehmend steigern. Ein weiterer Tänzer in einem rot-weißen Shirt mit karierter Hose springt vor das Trio, um einen ekstatischen Ausdruckstanz zu zelebrieren. Im weiteren Verlauf bleiben die Vier meistens zusammen und bewegen sich singend und tanzend zu der stark südamerikanisch klingenden Musik.

Das Gesamtbild auf der Bühne wird zunehmend lebhafter und bunter, während auf die grellfarbige LED-Wand die Worte “DON’T BREAK ME” und in surinamisch “YU NO MAN BROKO MI”, was so viel heißt, wie “Du kannst mich nicht kleinkriegen” projiziert werden.

Mit den surinamischen Worten “Mi na afu sensi” (Ich bin ein halber Cent), die im Text des Liedes bereits zweimal anklangen, endet Jeangus sehr ansprechender Vortrag. Gut gemacht, Holland!

Fotos: EBU / Thomas Hanses

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Deutschland Pressekonferenz: Jendrik im Glueck – sein Auftritt ist in Haelfte 2 des Grand Finals!

15. Mai 2021 Marc Gehring

Jendrik erscheint gut gelaunt mit Ukulele und in Flirtlaune gemeinsam mit der Delegationsleiterin Alexandra Wolfslast zur Pressekonferenz. Moderatorin Samya fragt ihn nach den Eindrücken von seiner zweiten Probe. Jendrik gibt ehrlich zu, dass es zwar besser als in der ersten Probe war, aber dass er trotzdem noch nicht so ganz zufrieden ist.

Jendrik fühlte sich nicht zu 100% natürlich, da er sich viel auf die neuen Kameraeinstellungen konzentrieren musste und er dadurch den Auftritt nicht voll genießen konnte. Er sagt, dass er sonst immer 500% gibt, aber heute wäre es deshalb weniger gewesen. Außerdem sei er sehr außer Atem gewesen und will hier kräftig weiter üben. Er erklärt, dass er  sich aber mit der zunehmenden Anzahl an Durchläufen stimmlich sicherer fühlt.

Alexandra Wolfslast ergänzt, dass die deutsche Delegation heute mit den neuen Kameraeinstellungen sehr zufrieden war und lobt das Produktionsteam.

Deutschland: Jendrik – Pressekonferenz (Screenshot Marc)

Moderatorin Samya, ebenfalls in Flirtlaune, insistiert bis Jendrik schließlich ein improvisiertes Lied auf der Ukulele zu ihren Ehren anstimmt. Samya steigt mit ein und singt. Sie hat eine erstaunlich gute Stimme.  Dann stimmt Jendrik eine zweite Strophe für Alexandra Wolfslast an, die sich jedoch etwas beim Singen ziert. Trotzdem war dies ein schöner und unterhaltsamer Moment in der Pressekonferenz, der vielen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat.

Deutschland: Jendrik – Pressekonferenz (Screenshot Marc)

Samya fragt Jendrik dann nach der Bedeutung seiner auffälligen Kette mit dem Wort “Annoying” (=nervend/belästigend). Jendrik stellt klar, dass er dieses Wort als Hasskommentar gegen sich selbst öfter schon zu Ohren bekam und getreu der Botschaft seines Songs, wollte er nicht mehr Gegenhass begegnen, sondern etwas Schönes daraus machen. Das ist ihm auch gut gelungen!

Im zweiten Teil durften die Zuschauer vor Ort und im Online Pressezentrum Fragen stellen. Jendrik blickte überrascht in das auffällig leere Rund und sagte “Anybody here?”

Deutschland leere Pressekonferenz Jendrik (Screenshot Marc)

Nach etwas Anlaufzeit gab es dann aber doch noch ein paar Fragen, z.B. ob Jendrik gerne mal einen Rocksong zusammen mit Måneskin aus Italien aufnehmen möchte. “Na klar” lachte Jendrik.

Dann wird nach den Waschmaschinen im Videoclip gefragt. Jendrik erklärt einmal mehr, dass dies eine glückliche Fügung aufgrund des begrenzten Budgets war. Er finanzierte den Videoclip selbst und war froh, dass auf ebay zahlreiche kostenlose alte Waschminen angeboten werden. Mit einem Augenzwinkern sagt er, dass nun eine Hexe kam, die die Waschmaschinen wieder weggezaubert hat.

Ein besorgter Fanjournalist erkundigt sich, was denn passiert, wenn die Ukulele beim in die Luft werfen mal zu Boden fällt und zerbricht. Jendrik lacht und sagt, dass kein Grund zur Sorge besteht, da ihm die Ukulele noch nie heruntergefallen ist. Für den Notfall hat er aber eine zweite Ukulele mit in Rotterdam.

Deutschland: Jendrik – Pressekonferenz (Screenshot Marc)

Zu guter Letzt wird Jendrik für seinen Look gelobt und gefragt, wo er denn seine Klamotten einkauft. Jendrik lässt sich auf Instagram inspirieren und kauft dann spontan was ihm gefällt.

Und dann kam der Moment auf den Alle gewartet haben: die Ziehung der Starthälfte. Wegen der Covid-Hygieneregelen darf Samya ziehen und Jendrik sagt Stop. Das Glück ist mit Jendrik – Hurra! Es ist die 2. Starthälfte geworden. Für Deutschland ist dies super. So bleibt sein Song bei 26 Startern womöglich besser in Erinnerung. Außerdem wäre “I Don’t Feel Hate” sogar ein idealer Song für den allerletzten Startplatz und somit ein fulminanter Schlusspunkt des Grand Finals am 22. Mai.

Deutschland: Jendrik & Samya – Starthälfte (Screenshot Marc)

 

 

Britannia Probe 2: Riesentrompeten und Babygeschrei

15. Mai 2021 Simon Wennige

Am Bühnenbild hat sich kaum etwas geändert. Die beiden überdimensionalen Trompeten hängen nun am Anfang des Liedes diagonal in luftiger Höhe und zeigen direkt auf den Sänger.

Dieser tanzt auf einem Podium, welches er während des ersten Refrains verlässt. In dem Moment senken sich auch ganz langsam die beiden Riesentrompeten. Sie liegen nun leider etwas uninspiriert auf der Bühne. Es wirkt ein wenig zu statisch. Die vier tanzenden Bläser um ihn herum bringen ein wenig Schwung auf die Bühne. Auch sorgt das Lichtspiel für Abwechslung. James klingt irgendwie verschlafen. Dennoch hat er Freude auf der Bühne zu sein. Es bleibt ein recht zurückhaltender Auftritt.

Und dann passierte doch noch ein Patzer, welcher im (Online-)Pressezentrum für Erheiterung sorgte. Im dritten Durchgang wurde nicht James Mikrofon freigeschaltet, sondern scheinbar irgendein anderes. Zu hören war die Stimme einer Frau und wohl das Schreien eines Babys. Nach etwa 15 Sekunden brach die Übertragung ab. Kurze Zeit später durfte dann auch James noch einmal seinen dritten Durchgang vollführen. Gestört hat James die Unterbrechung offensichtlich nicht, es war der beste der drei Auftritte heute.

Fotos: EBU

Frankreich Probe 2: Probt hier die Siegerin?

15. Mai 2021 Frank Albers

Haben wir mit Barbara die Siegerin 2021 gesehen? Hat Frankreich endlich eine Nachfolgerin für Marie Myriam gefunden, um erstmals nach 1977 den Sieg wieder nach Hause zu holen? Glaubt man den Buchmachern und der Stimmung hier im Ahoy-Pressezentrum deutet vieles darauf hin, aber entschieden ist natürlich noch lange nichts und die Konkurrenz ist stark.

Barbaras Probe saß erneut perfekt. Auf der Bühne sind drei Spotlights auf sie gerichtet, ansonsten ist die Halle komplett abgedunkelt, nur die Lichter der Sprechkabinen unter dem Hallendach und die Regiepulte leuchten. Die wenigen Beobachter auf der Tribüne waren muksmäuschen still, alle Aufmerksamkeit galt Barbara. Dabei kann man sie in der Halle auf der dunklen Bühne kaum erkennen. Frankreichs Auftritt wird an den Fernsehschirmen auf jeden Fall besser und noch intensiver wirken als in der Halle selbst. Wenn Barbara mit ausgebreiteten Armen dasteht, will sie die Welt umarmen und die Welt scheint sich umarmen lassen zu wollen.

Fotos: EBU

 

Deutschland Probe 2: Jendrik mit einer Farbexplosion der guten Laune

15. Mai 2021 Marc Gehring

Auf Hass soll nicht mit Hass geantwortet werden. Diese zentrale Botschaft möchte Jendrik Sigwart (Jahrgang 1994) in die ESC-Welt hinaus tragen. Der ausgebildete Musiker hat zwar Klavier und Geige gelernt, aber sein sogenanntes Signature-Instrument ist ganz klar die Ukulele. Und die hat er übersät mit funkenden Strasssteinen besetzt auch mit auf die Bühne nach Rotterdam gebracht. Die zweite Probe vor Publikum in der Ahoy-Arena steht an und alle sind gespannt.

Deutschland: Jendrik Probe 2 (Foto EBU Andres Putting)

Jendrik trägt ein pinkes Jacket mit blauer Hose und weißen Sneakers. Dazu eine auffällige Kette mit dem Wort “Annoying” (= nervig/belästigend). Die blonden Haare sind etwas weniger verstrubbelt als sonst.  Mit auf die Bühne hat er vier Freundinnen gebracht. Eine davon im Peace-Zeichen-Kostüm, welches viele Zuschauer beim schnellen Hinschauen eventuell als Stinkefinger interpretieren könnten. Dazu drei Background-Sängerinnen in weiß mit unterschiedlichen Farbakzenten (rot, pink, gelb) im Comic-Stil mit schwarzen Linien. Sie spielen Saxophon und Trompete und wirbeln mit Jendrik umher. Optisch passt das ganz gut zusammen.

Es gibt sehr viel Action und die Ukulele fliegt in die Luft. Die Movements von Jendrik sind sehr gut abgestimmt mit den Tänzerinnen. Das wirkt sehr dynamisch und explosiv.

Deutschland: Jendrik Probe 2 (Foto EBU Andres Putting)

Auf der LED-Wand im Hintergrund werden Hassbotschaften  im Print-Stil eingeblendet. Alles wieder in einem Comic-ähnlichen Stil gehalten. Auf dem Boden sieht man ein Schachbrett-ähnliches Muster. Dazu gibt es immer wieder Farbexplosionen auf der LED-Wand ähnlich wie in seinem selbst produzierten  Musikvideo zu “I Don’t Feel Hate”.

Ein Highlight ist der Step-Teil. Hier kann Jendrik seine Stärken voll ausspielen: das ist super synchron gesteppt und auf den Punkt. Überhaupt hat er während der gesamten 3 Minuten quasi ein breites Dauer-Grinsen.

Deutschland: Jendrik Probe 2 (Foto EBU Andres Putting)

Dann kommt der kontrovers diskutierte Teil mit der Durchsage. Während Jendrik in Probe 1 die Ansage auf englisch und niederländisch formulierte, ist es nun in Probe 2 wieder auf deutsch und englisch mit einem niederländischen Ende: “Meine Damen und Herren und die, die sich nicht entscheiden können …”. Insgesamt sind die Sprechdurchsagen aber etwas undeutlich, sodass wir regelmäßig rätseln, in welcher Sprache Jendrik nun spricht. Hier besteht Verbesserungsbedarf.

Zum Finale des Songs läuft Jendrik mit seinen Tänzerinnen die Satellitenbühne nach vorne. Auf der LED-Wand wird groß das Wort “HATE” eingeblendet und der Song endet mit einer Großaufnahme von Jendrik, der mit seinen Fingern das Peace-Zeichen formt.

Deutschland: Jendrik Probe 2 (Foto EBU Andres Putting)

Bravo Jendrik. Viel mehr explosive Dynamik und gute Laune kann man nicht transportieren. In der heutigen Probe 2 waren die Kameraschnitte insgesamt runder und so wirkte der Beitrag weniger hektisch.

Als Tipp möchte man ihm mit auf dem Weg geben, auf seine Stimme zu achten. Vor lauter Bewegung wirkte er bisweilen stimmlich etwas atemlos, oder lag es am vielen Lachen zwischendurch? Natürlich darf man nicht vergessen, dass Jendrik hier mit drei Durchläufen am Stück auch alles abverlangt wurde. Für ein gutes Juryvoting darf Jendrik hier aber gesanglich gerne noch eine Schippe drauf legen.

Fazit: Deutschland hat hier beim ESC einen Song mit einer tollen Botschaft, der Dank Jendriks Charme und Energieleistung auffällt und polarisiert. “I Don’t Feel Hate” ist wie geschaffen dafür beim Televoting die Zuschauer zu begeistern – und genau dafür drücken wir Jendrik fest die Daumen.

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Italien Probe 2: Flackernde Rock-Mode

15. Mai 2021 Reinhard Ehret

Das italienische Lied ist natürlich Geschmackssache – wie im Grunde jeder Beitrag; aber bei rockigen Nummern gehen die Meinungen wohl am weitesten auseinander. Für die einen ist es eine Supershow von willkommener Originaliät, für die anderen ein melodiearmer Aggressivpop – und wieder andere stufen das als Lärmbelästigung oder gar Körperverletzung ein. Die Band Måneskin hat immerhin das weltberühmte Sanremofestival mit ?Zitti e buoni? gewonnen und so manchen dortigen Favoriten hinter sich gelassen. Hier auf der AHOY-Bühne tobten sie auch heute wieder sehr souverän durch ihre hardrockigen drei Minuten, wobei Damiano David im Grunde der einzige Sänger der grimmig dreinschauenden Truppe ist. Pyroregen am Schluss ist das Tüpfelchen auf dem i, nachdem der Zuschauer durch fortwährendes Lichtgeflacker ohnehin schon strapaziert wurde.

Gegenüber der Presse zeigte die Formation ein sehr symapthisches Gesicht. Da scheinen alle wirklich in sich zu ruhen, bilden eine sehr offensichtlich wohlige Gemeinschaft und freuen sich, beim Song Contest dabei zu sein und hier für eine besondere Note zu sorgen – so wie ihnen das schon in Sanremo gelang. Ihre kessen und profimodisch gestalteten Kostüme seien ihnen besonders wichtig, weil sie auch dazu beitrügen, eigenen Stil zu zeigen. Die Bandmitglieder bekannten, dass sie zwar nicht von Anfang an den ESC im Visier hatten, dass sich das aber schlagartig änderte, als ihre Chancen im heimischen Wettbewerb von Tag zu Tag stiegen. Alle verfolgen wohl intensiv die aktuellen Wettquoten, denn die Freude über den aktuellen zweiten Rang bei den Tipps ist groß. Måneskin werden ganz bestimmt ganz vorne mitmischen.

Aus Hygieneschutzgründen werden alle nötigen Losziehungen diesmal durch die Pressekonferenz-Moderatoren gezogen. So wühlte die Moderatorin der Italiener in einer großen gläsernen Salatschüssel und zog auf Anweisung eine der darin befindlichen Hüllen heraus: Italien startet in der zweiten Finalshow-Hälfte.

Probenfoto: EBU / PK-Fotos: Reinhard Ehret

Goedemorgen aus Rotterdam zum 8. Probentag

15. Mai 2021 Frank Albers

Einen wunderschönen Samstagvormittag Euch allen an diesem “Tag der letzten Einzelproben”. Die BIG5 und die Niederlande bekommen heute noch einmal die Chance, sich etwas ausführlicher auf der Bühne auszuprobieren, bevor dann in der kommenden Woche die Generalproben beginnen.

Ansonsten ist die Stimmung in Rotterdam unverändert entspannt. Die Hygienebestimmungen im und um das Ahoy sind weiterhin sehr streng und scheinen gut zu greifen. Ganz im Gegensatz zum Verhalten der Rotterdamer außerhalb des Ahoys. Maskenpflicht und das Einhalten von Sicherheitsabständen werden von vielen konsequent ignoriert, egal ob Supermarkt oder Metro. Es überrascht somit nicht, dass die Niederlande weiterhin mit die höchsten Inzidenzwerte in Europa haben, was uns die Arbeit und den Aufenthalt in Rotterdam nicht gerade erleichtert.

Aber heute geht es natürlich wieder um Musik und daher hereinspaziert zur Lektüre der aktuellen Berichte des OGAE-Teams hier bei uns auf ogae.de. Um 10:30 Uhr geht es los mit Italiens zweiter Probe.

Viel Spaß!

 

Foto: Frank Albers